Ende Juli werden die Kritiker gehört

WAIBLINGEN/FELLBACH. Der Streit über die geplante Neckarbrücke schwelt schon lange zwischen Waiblingen und Fellbach. Nachdem Waiblingens Oberbürgermeister dem Nachbarn jetzt eine „erpresserische Haltung" vorgeworfen hat, ist der Streit heftig aufgelodert.

Die Fronten zwischen den Nachbarstädten Waiblingen und Fellbach (beide Kreis Rems-Murr) sind seit langem verhärtet. Zu unterschiedlich sind die Interessen der beiden Kommunen, wenn es um Verkehrsfragen geht. Während der Fellbacher Gemeinderat den geplanten Bau einer Neckarquerung einstimmig abgelehnt hat, ist das Gremium in Waiblingen mehrheitlich dafür.

Die Fellbacher befürchten, die sogenannte Andriof-Brücke werde letztlich so viel überregionalen Verkehr anlocken, dass am Ende der Bau eines autobahnähnlichen Nordostrings als völlig unausweichlich erscheinen könnte. Und diesen lehnen die Fellbacher wegen der damit verbundenen Auswirkungen auf die Umwelt seit langem ab.

Die Waiblinger dagegen erhoffen sich von der Andriof-Brücke eine Verkehrsentlastung für ihren Ortsteil Hegnach. Dem dafür vorgesehenen Standort jedoch wollen die Fellbacher auf keinen Fall zustimmen. Allenfalls mit einer neuer Brücke weiter neckaraufwärts bei Neckarrems würden sich die Fellbacher einverstanden erklären. Diese Variante wird aber vom Land sowie den Städten Waiblingen und Remseck abgelehnt, da sie die Verkehrssituation nicht verbessere.

Die Fellbacher Unnachgiebigkeit hat Waiblingens OB Andreas Hesky jetzt mit der Bemerkung quittiert, die Nachbarn zeigten eine „erpresserische Haltung". Dessen Vorgehensweise zeuge nicht vom Streben nach einem „guten nachbarschaftlichen Verhältnis". Fellbachs OB Christoph Palm weist die Vorwürfe aus Waiblingen entschieden zurück. Die von seiner Stadt bevorzugte Variante biete „wirksame Lösungsmöglichkeiten" für die Verkehrsprobleme in Remseck und Hegnach. Über die Details sei man bereit zu verhandeln, „einschließlich der notwendigen verkehrslenkenden Maßnahmen auf Fellbacher Gemarkung". Die Vorstellungen Waiblingens seien „völlig einseitig", so Palm, sähen sie doch eine Lösung vor, die fast ausschließlich auf Fellbacher Gemarkung verlaufe. Darauf gingen Verwaltung und Gemeinderat nicht ein und zeigten „die Grenzen einer partnerschaftlichen Konsenslösung" auf. Für Palm ist das keine Erpressung, sondern eine „ehrliche Ausgangsposition für weitere Verhandlungen". Dass sein Amtskollege zu kriminalistischem Vokabular greife, könne „nur an der Starkbierzeit liegen".

Hesky konterte, zwar werde sich Waiblingen auf dieses Niveau nicht begeben, doch ganz im Stile der Stadt Fellbach sei anzumerken, dass sich deren Politik in Sachen Neckarbrücke „nur noch mit einem großen Schluck Starkbier ertragen lässt". Zumal Fellbach nun auch die überarbeitete Variante der Brücke ablehne, obwohl darin alle Forderungen der Nachbarstadt berücksichtigt seien.

Von Jürgen Veit,
Stuttgarter Zeitung vom 06.03.2008
www.stuttgarter-zeitung.de

 [ zur Homepage ] [ Schließen ]