Andriofbrücke spaltet die Nachbarschaft

Kritik der Brückengegner Remseck, Waiblingen und Stuttgart wollen die Querung, Fellbach und Kornwestheim nicht

STUTTGART. Fellbach und Kornwestheim lehnen eine Neckarbrücke bei Aldingen ab, weil sie der Einstieg in einen vierspurigen Nordostring sei. Stuttgart, Remseck und Waiblingen sind dafür, fordern aber sinnvolle Anbindungen an Bundesstraßen.

Die geplante neue Neckarbrücke bei Neckarrems spaltet die Anrainer in zwei gegnerische Lager. Die Brückenbefürworter sitzen in Remseck und Waiblingen sowie im Stuttgarter Rathaus. Heftiger Gegenwind bläst der sogenannten Andriofbrücke aus Kornwestheim und aus Fellbach entgegen.

Bereits vor zwei Wochen hat sich der Gemeinderat von Remseck (Kreis Ludwigsburg) mit den modifizierten Plänen für eine in den Maßen deutlich reduzierte zweispurige Brücke befasst. Mit dieser Variante sei der von Remseck aufgestellte Forderungskatalog weitgehend abgearbeitet, war die Auffassung im Gremium. Klar müsse aber sein, so lautet die Bedingung aus Remsecker Sicht, dass die Brücke nur der erste Schritt sein dürfe, dem dann die Verbindung der Trasse zur B 10 und zur B 27 folgen müsse.

Eine sinnvolle Anbindung an das übergeordnete Straßennetz hat jenseits des Neckars in der vergangenen Woche auch Waiblingen zur Bedingung für die kommunale Zustimmung zum Brückenbau erklärt. Allerdings war die Mehrheit bei der Abstimmung im Gemeinderat mit 19 zu 14 Stimmen recht knapp. Die Waiblinger Hoffnung gilt einer Anbindung in Richtung B 14/B 29, die den massiv verkehrsbelasteten Stadtteil Hegnach möglichst in einem Tunnel umfährt.

Genau diese Anbindung an das übergeordnete Straßennetz wiederum lässt die Brückengegner auch in Waiblingen befürchten, dass auf diese Weise am Ende durch die Hintertür eben doch der ungeliebte Nordostring realisiert wird - womöglich sogar in einer vierspurigen Version. Die Fraktionen von SPD und Grünen hatten vergeblich beantragt, die Brücke abzulehnen.

In Fellbach (Rems-Murr-Kreis) dagegen steht die Phalanx der Brückengegner im Gemeinderat geschlossen. Die Ablehnung war dort einstimmig. Fellbach fordert, Pläne ernsthaft zu prüfen, die, basierend auf Vorschlägen des Stuttgarter Verkehrsplaners Hans Billinger, eine neue Querung wenige hundert Meter von der bestehenden Brücke in Neckarrems entfernt vorsehen. Mit Nein gestimmt hat in Fellbach auch der Oberbürgermeister und CDULandtagsabgeordnete Christoph Palm, der sich Anfang des Jahres mit der Einstufung der geänderten Pläne als „kompromissfähig" den heftigen Unmut der Fellbacher Ratsfraktionen zugezogen hatte.

Unterstützung beim Kampf gegen die Andriofbrücke erhält Fellbach neuerdings aus Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg), das den Straßenplänen bis vor kurzem noch eher positiv gesinnt war. Die Querung wäre der Einstieg in einen vierspurigen Nordostring, heißt es jetzt in der Stellungnahme der Stadt. Dies lehne Kornwestheim strikt ab, die Verkehrsprobleme im Stuttgarter Nordosten müssten großräumig gelöst werden. Der Baubürgermeister Michael Köpple hat bereits angekündigt, Kornwestheim wolle im Zweifelsfall - wie übrigens auch Fellbach - gegen die Pläne klagen.

Im benachbarten Stuttgart besteht nach Auskunft des Planungsamtsleiters Stephan Oehler nach wie vor die knappe bürgerliche Mehrheit, die generell die Verwirklichung des Nordostrings will - und die deshalb dem Brückenbau als kompatibel mit weitergehenden Plänen wohlwollend gegenübersteht.

Von Harald Beck,
Stuttgarter Zeitung vom 29.02.2008
www.stuttgarter-zeitung.de

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