„Das Regierungspräsidium wäre gut beraten, die Planung einzustellen", sagte der Vorsitzende der Arge Nordost, Joseph Michl, gestern in einer eigens zum Ende der Einspruchsfrist einberufenen Pressekonferenz in Stuttgart-Mühlhausen. Die Initiative kämpft seit Jahren gegen Planungen für eine Umfahrung im Nordosten der Region. Die Neckarquerung soll die Verkehrsverbindung zwischen den Räumen Fellbach/Waiblingen und Kornwestheim/Ludwigsburg verbessern und vor allem die Lage am Brückennadelöhr in Neckarrems entschärfen.
Der Vorsitzende der Arge Nordost hat die deutlich ablehnenden Voten aus Fellbach und Kornwestheim zur Andriofbrücke mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Auch im Regierungspräsidium (RP) und auf Landesebene halte man bei derlei Projekten einen Konsens zwischen den Kommunen für notwendig, betonte Michl. Dieser Konsens sei jedoch in weite Ferne gerückt.
Das Regierungspräsidium prüft so tendenziös, dass sich die Balken biegen.
Joseph Michl, der Vorsitzende des Vereins Arge Nordost
Beim gestrigen Pressetermin hat Michl zunächst eine Art Generalabrechnung mit den Unterlagen und Interpretationen des Regierungspräsidiums zur dort favorisierten Brücke bei Aldingen vorgelegt. „Ich habe bisher noch keine Auslegungsunterlagen gesehen, die derart fragwürdig waren", sagte Michl, „das RP prüft so tendenziös, dass sich die Balken biegen." Zum Beispiel seien bei der im amtlichen Unterlagendickicht kaum auffindbaren Umweltverträglichkeitsstudie die Beurteilungspunkte gezielt dorthin gelegt worden, wo die favorisierte Brücke mit der Bezeichnung C 1 Verkehrsentlastungen bringt. Starke Zusatzbelastungen an anderen Stellen in Aldingen-Süd oder Fellbach - Oeffingen würden dagegen nicht erfasst.
Komplett unsinnig seien die Zahlen für den Schwerlastverkehr, die sich laut der Rechnung der Planer nach dem Bau der Brücke bei Aldingen zur Verwunderung der Kritiker insgesamt um zehn Prozent verringern sollen. Auf 25 Seiten haben die Kritiker im Einspruchverfahren dargelegt, warum sie die Pläne für fehlerhaft halten, und glauben, dass Bürger und Kommunen „falsch über die Fakten informiert worden sind".
Dazu kommt, dass just in jenem Hangwald, den die Trasse auf der Fellbacher Seite durchschneiden würde, sieben verschiedene Fledermausarten leben, die nach EU-Recht auf der höchsten Schutzstufe stehen. Der Sprecher des Naturschutzbunds, Michael Eick, zur Option einer Klage, falls die Brückenpläne weiterverfolgt werden: „Rechtlich käme das RP mit dieser Planung nicht durch." Arge-Aktivisten und Naturschützer wollen nun für die auch von Fellbach ins Spiel gebrachte sogenannte Billingervariante werben. Dabei handelt es sich um eine neue Brücke nahe der bestehenden Querung in Neckarrems, die aber Remseck ablehnt.
[ zur
Homepage ] [ Schließen ]