Schmidener Feld ist tabu für die Straßenplaner

Fellbacher Gemeinderat lehnt einstimmig die Brückenpläne des Regierungspräsidiums ab: Planfeststellungsverfahren aussetzen

Fellbach. Der Gemeinderat hat am Dienstagabend das Regierungspräsidium aufgefordert, die aktuellen Planungen für den Bau einer Neckarquerung zwischen Mühlhausen und Aldingen einzustellen. Stattdessen solle eine neue Brücke nahe Neckarrems weiter untersucht werden.

Den Gegnern der Brückenpläne hat der Straßenplaner Andreas Hollatz vom Regierungspräsidium Stuttgart in der vergangenen Woche klaren Wein eingeschenkt: Hollatz hatte in einer Informationsveranstaltung in Schmiden eingeräumt, dass die geplante Neckarbrücke zwischen Aldingen und Stuttgart- Mühlhausen nur sinnvoll sei, wenn die Straße auf beiden Seiten weitergebaut werde - auf der Trasse eines Nord-Ost-Rings, der die Autobahnen A 8 und A 81 verbinden soll.

Eine solche Straße, die östlich des Neckars über das Schmidener Feld führen würde, wird in Fellbach kategorisch abgelehnt. Dies macht die ablehnende Stellungnahme des Gemeinderats deutlich, der gestern Abend einstimmig, auch mit der Stimme von OB Christoph Palm, die überarbeiteten Pläne für die Neckarbrücke abgelehnt hat. Stattdessen sollten die Ideen des Stuttgarter Verkehrsplaners Hans Billinger für eine neue Neckarquerung wenige hundert Meter westlich der bestehenden Brücke bei Neckarrems näher geprüft werden. Die Untersuchung habe gezeigt, so Fellbachs Erster Bürgermeister Hans Müller, „dass diese Variante würdig ist, weiterverfolgt zu werden". Sie könne alle betroffenen Kommunen entlasten, Remseck könne sich weiterentwickeln, wolle dort sowieso eine Brücke bauen, und auch der Landesverkehrsplan sehe dort eine Neckarquerung vor.

Für die sogenannte C1-Variante, die vom Regierungspräsidium derzeit im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens verfolgt wird, sieht die Stadtverwaltung überwiegend Nachteile, auch für die Nachbarkommunen. Diese Variante werde Aldingen stark belasten, auch Waiblingen habe für den Stadtteil Hegnach keine Entlastung zu erwarten. „Das wird einen Zwang auslösen, weiterzubauen", sagte Hans Müller, „und das kann von Fellbach nicht akzeptiert werden." Auch eine zweispurige Nordostumfahrung komme nicht infrage, denn wenn vierspurige Fernstraßen verknüpft würden, bilde das einen Flaschenhals. Und in 20 Jahren sei dann doch der vierspurige Nord-Ost-Ring Realität.

Die Sprecher der Fraktionen zeigten sich in ihren Stellungnahmen offen für Gespräche mit Nachbarkommunen über Lösungen für die Verkehrsprobleme. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Spieth sprach angesichts der Brückenpläne von einem „verkehrspolitischen Torso - 35 000 Fahrzeuge täglich werden uns vor die Haustür geschüttet". Die Billinger - Brücke dagegen „löst das Verkehrsproblem an der Stelle, wo es entsteht". Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler und Freidemokraten (FW/FD), Ulrich Lenk, erklärte die letzten zusammenhängenden Freiflächen des Schmidener Feldes „im Interesse unserer Kinder und Enkel" zu „Tabuzonen". Zwei Drittel aller Stadträte in den betroffenen vier Kommunen seien gegen diese Brücke, sagte Lenk, das sollte dem Regierungspräsidium zu denken geben. SPD-Stadtrat Harald Raß warnte alle politischen Taktierer in den Nachbarkommunen vor der Erwartung, es könnte jemals eine Zustimmung aus Fellbach zu einer Straße auf der Trasse des Nord-Ost-Rings geben: „Darauf kann keiner hoffen." Die Grünen-Sprecherin Sabine Sawall bedauerte, dass die Billinger - Varianten nicht so gründlich untersucht worden seien wie andere Pläne und sieht die Fellbacher Gemarkung weiterhin von einer Autobahn bedroht: „Wir wollen keinen Nord-Ost-Ring, der uns komplett einschnürt."

Von Gerhard Brien,
Fellbacher Zeitung vom 27.02.2008
www.stuttgarter-nachrichten.de

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