Palm stellt sich auf die Seite der Brückengegner

Großes Interesse an der Info-Veranstaltung zur Neckarbrücke -
Keine Annäherung zwischen Fellbach und Regierungspräsidium

Schmiden. Beim IHK-Neujahrsempfang hatte Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm noch das "Kompromisspotenzial" der Pläne für die neue Neckarbrücke hervorgehoben. Bei der Informationsveranstaltung am Donnerstag hat er sich auf die Seite der Brückengegner gestellt.

Der Straßenplaner Andreas Hollatz - "Wir sind der Überzeugung, dass die Lösung gut ist" - war vom Regierungspräsidium (RP) am Donnerstag nach Schmiden entsandt worden, um die Zuhörer in der proppenvollen Festhalle von den geänderten Plänen zu überzeugen. Hollatz wies auf die in den Plänen hellgrün unterlegten neuen Ausgleichsmaßnahmen hin: "Für das Rebhuhn ist niedrige strauchartige Bepflanzung vorgesehen." Die um sechs Meter niedrigere Bauweise und der zweieinhalb Meter breite Radstreifen sind weitere Bestandteile der vom RP favorisierten Andriof-Brücke. Der von Fellbach bevorzugten Billinger-Brücke stellte Andreas Hollatz hingegen kein gutes Zeugnis aus. "Abgesehen davon, dass Remseck die Brücke nicht will, weil sie dort ihre Ortsmitte sehen."

Das Land rechne mit dem Domino-Effekt, sagte Fellbachs Erster Bürgermeister Hans Müller: "Wenn die Brücke so, wie sie es das RP will, realisiert wird, wird der Verkehrsdruck mittelfristig dazu führen, dass es nicht bei einer zweispurigen Straße bleibt." Der Baubürgermeister sieht in der Billinger-Variante die bessere Lösung, und sie sei die einzige, die laut Generalverkehrswegeplan funktioniere: "Alles andere ist Landes- und Bundespolitik." Man habe alle Varianten "optimiert" und eine korrekte Abwägung vorgenommen, wies Andreas Hollatz jeglichen Vorwurf mangelnder Objektivität von sich. Und die Variante C 1, die Andriof-Brücke, sei "der erste Schritt zu einer Lösung" für das "Fernziel, eine Straße, die den Schwerverkehr aus dem Ort herausnimmt". Michael Eick vom Naturschutzbund (Nabu) dankte dem RP-Mitarbeiter für die klare Aussage, die Brücke sei der erste Baustein für den Nord-Ost-Ring. Nur weil die Straße auf der Trasse des Nord-Ost-Rings liege, mache es Sinn, zwei Landesstraßen an der Stelle zu verbinden, wo sie am weitesten auseinanderlägen und zudem die Topografie schwierig sei.

Das Recht auf Entlastung wollte den Remseckern in Schmiden niemand absprechen. Hans-Ulrich Spieth, der CDU-Fraktionsvorsitzende, bedauerte, dass die Billinger - Lösung nicht noch genauer untersucht wurde: "Sie ist vomö kologischen und finanziellen Aspekt her interessant und im Remsecker Flächennutzungsplan drin." Nicht nur die Fellbacher CDU will ihr "Gewicht für die Billinger-Variante in die Waagschale werfen". Auch die SPD bleibt bei ihrem Nein zur Querung. "Wir haben schon vor einem Jahr erklärt, mit uns ist nur die Billinger – Variante zu machen", sagte Harald Raß, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Regionalparlament, das "noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat". Er kritisierte das RP, das mit einer zweispurigen Straße den ökologischen Wert des Gebiets zu beschädigen suche, um dann durch das Hintertürchen den vierspurigen Ring durchzusetzen: "Das ist perfide." Maßlos enttäuscht zeigte sich Ulrich Lenk, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler/Freien Demokraten, weil die Anregungen nach dem ersten Anhörungsverfahren nicht ernsthaft geprüft wurden: "Weil alle im RP auf den Nord-Ost-Ring fixiert sind." Der Ring werde nicht nur Bundesstraßen miteinander verbinden, sondern sei auch ein Kurzschluss zwischen zwei Autobahnen, mahnte Friedrich-Wilhelm Kiel, der frühere Fellbacher Oberbürgermeister. "Fellbach hat sich nie gegen den Bau von Straßen gestellt, aber diese Entwicklung wäre ein großes Elend. Dann baut lieber gar nichts."

Die Zuhörer in Schmiden waren derselben Ansicht und zeigten Andreas Hollatz und der Brücke die Rote Karte. Der Remsecker und der Waiblinger Gemeinderat haben sich mehrheitlich für die neue Brücke ausgesprochen. Kornwestheim hat sie einstimmig abgelehnt, und in Fellbach deutet sich ein ähnliches Abstimmungsergebnis an. "Die Politik kann an den Mehrheitsverhältnissen nicht vorbeigehen", sagte Christoph Palm.


Landwirte demonstrieren und protestieren mit Traktoren
und Transparenten vor der Schmidener Festhalle gegen
die Pläne des Regierunsgpräsidiums für eine
zweispurige Neckarquerung bei Aldingen.


Andrang bei der Kulturgemeinschaft Oeffingen, die
Unterschriften gegen die Brücke sammelt. Fotos: Eva Herschmann

Von Eva Herschmann,
Fellbacher Zeitung vom 23.02.2008
www.stuttgarter-nachrichten.de

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