Heimlicher Türöffner
für großen Nord-Ost-Ring?

Arge Nord-Ost hält auch die neue Brückenvariante des Regierungspräsidiums für "voll autobahntauglich"

Oeffingen. Die neuen Brückenpläne des Regierungspräsidiums sind für die Arge Nord-Ost der Türöffner für den großen Nord-Ost-Ring. Bei der Informations-veranstaltung in der Turn- und Festhalle hat Joseph Michl die sogenannte Andriof-Brücke als Trojanisches Pferd enttarnt.

Mit dem Trojanischen Pferd gewannen die listigen Griechen in Homers Epos den Krieg. Heute bezeichnet man mit Trojaner ein Computerprogramm, das als nützliche Anwendung getarnt ist, im Hintergrund aber ohne Wissen des Anwenders eine andere Funktion erfüllt. Joseph Michl von der Arge Nord-Ost hat in der neuen Brückenplanung "zehn Trojaner gefunden". Die Brücke liege in der Trasse des Nord-Ost-Rings. Sie sei breit genug für zwei Fahrspuren und einen Standstreifen - somit mit einer zweiten Brücke gleicher Bauart rasch zur vierspurigen Schnellstraße ausgebaut - und mit einer Steigung von maximal fünf Prozent voll autobahntauglich. Wie schon alle Straßenbaupläne in dem hochsensiblen Gebiet davor, zerstöre sie nachhaltig Natur und Landschaft, sagte Joseph Michl. "Und sie baut keinen Verkehr ab, sondern zieht den Fernverkehr an. Damit erhöht die Brücke den Druck, den Nord-Ost-Ring zu bauen. Sie ist der Türöffner." Denn eine kleine zweispurige Landesstraße reiche bei weitem nicht aus, um die Verkehrsknotenpunkte Remstal und den Autobahnanschluss Zuffenhausen zu verbinden.

Dass der Fahrradstreifen den Autobahnbau verhindert, sei ein Trugschluss, sagte Joseph Michl. Dank der 2,15 Meter für die Radspur komme die Brücke auf eine Fahrbahnbreite von 14,62 Metern. Mal zwei ergebe das eine schöne breite Autobahn, und eine zweite parallel verlaufende Brücke sei rasch dazugebaut. Dass das Regierungspräsidium den großen Nord-Ost-Ring noch immer anstrebt, zeige auch, dass die vierspurige Variante im Bundesverkehrswegeplan noch immer angemeldet ist. "Die Landesregierung hätte sie sonst, quasi als vertrauensschaffende Maßnahme, schon längst herausnehmen können."

Die Liste der Kritikpunkte der Gegner gegen die vom RP als abgespeckte Variante bezeichnete Brücke ist lang. Und die Zahl der Gegner groß. Die Halle war am Donnerstag gut gefüllt, auch zahlreiche Gemeinderäte informierten sich über die Planungen. Ebenso wie die Gegner in der Bürgerschaft, die wie schon 2006 ihre Widersprüche bündelweise abgaben, bekräftigten sie ihren Willen, gegen die Brücke zu kämpfen. Die CDU sei gegen die neue Planung, weil sie auf den Nord-Ost-Ring zusteuert, erklärte der Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Spieth. "Wir wollen eine abgespeckte Neckarbrücke, die weiter nördlich liegt, und eine Trasse, die auf den bestehenden Straßen basiert." Für Andreas Möhlmann, den SPD-Fraktionsvorsitzenden, ist ein Tunnel unter dem Schmidener Feld, den sich Oberbürgermeister Christoph Palm vorstellen könnte, keine goldene Lösung: "Wir lehnen die Andriof-Brücke ab, dabei bleibt"s."

Ulrich Lenk von den Freien Wählern/Freien Demokraten sorgte sich ob des "Vorpreschens" von OB Palm. "Wir müssen alles dafür tun, dass Fellbach weiter mit einer Stimme spricht. Ein einheitlicher Beschluss gegen die Brückenpläne hat nach außen mehr Gewicht." Zumal es Lösungen für die Verkehrsprobleme von Remseck gibt, die keinen zusätzlichen Fernverkehr bringen, sondern allein den hiesigen Bedarf befriedigen. Etwa die Stadtbahnlinie von Ludwigsburg nach Waiblingen oder eine Brücke im Remseck parallel zur bestehenden, die den Namen ihres Planers Billinger trägt und für den Fernverkehr nicht tauglich wäre, betonte Joseph Michl. Die vom Regierungspräsidium letztlich angestrebte große Variante diene hingegen nur dem Fernverkehr, und der rolle Tag und Nacht. "Aber wer von Ludwigsburg nach Waiblingen will, wird nicht über die neue Neckarbrücke fahren, sondern die alten Wege benutzen."

Von Eva Herschmann,
Fellbacher Zeitung vom 26.01.2008
www.stuttgarter-nachrichten.de

 [ zur Homepage ] [ Schließen ]