Tunnelvariante
könnte Nordostring den Weg ebnen

Allerdings weiterhin Widerstand von Naturschützern und Fellbacher Ratsfraktionen

Waiblingen – Die geplante Neckarbrücke und der Nordostring erhitzen weiter die Gemüter in der Region Stuttgart. Befürworter des Vorhabens setzen mittlerweile auf einen Tunnel auf dem Schmidener Feld, um die Gegner zum Einlenken zu bewegen.

Die Fronten sind klar: Die Anhänger dieser Straße hoffen auf die seit langem überfällige schnelle Verbindung des Remstals mit dem Raum Ludwigsburg. Die Kritiker hingegen sehen selbst in den kürzlich vom Stuttgarter Regierungspräsidium präsentierten abgespeckten Brückenplänen nur den Einstieg in eine vierspurige Autobahn samt zu erwartender Lkw-Verkehrslawine. Der vor allem in Fellbach ausgeprägte Widerstand scheint indes zu bröckeln.

So bescheinigte OB Christoph Palm (CDU) beim IHK-Neujahrsempfang dem neuen Brückenmodell „hohes Kompromisspotenzial“. Allerdings fing er sich prompt einen Tadel seines Gemeinderats ein. „Mögliche Zugeständnisse von Palm in Sachen Brückenbau können sich nicht auf den Fellbacher Gemeinderat stützen und laufen geltenden Beschlüssen zuwider“, heißt die Breitseite gegen den OB in einer von allen vier Fraktionschefs unterzeichneten Erklärung.

Dabei hofft vor allem Waiblingen auf Bewegung in der Fellbacher Ablehnungsfront. Die Kreishauptstadt stützt sich dabei auf ein Gutachten des Ingenieurbüros Mörgenthaler zum Nordostring. Demnach bleiben noch zwei Varianten für eine neue Straßenverbindung übrig: Zum einen die südliche Umfahrung des Waiblinger Stadtteils Hegnach. Zum anderen die direkte Verlängerung der Waiblinger Westumfahrung in Richtung neue Neckarbrücke. Diese Variante wird von den bürgerlichen Fraktionen wie auch von OB Andreas Hesky favorisiert. Voraussetzung: Die Strecke erhält einen Tunnel oder einen Deckel, um Landschaft und Ökologie zu schonen. Das Ingenieurbüro berechnete die Baukosten für die Straße inklusive eines 700 Meter langen Tunnels mit 13,8 Millionen Euro. Ein Betrag, den der Waiblinger FDP-Abgeordnete und Justizminister Ulrich Goll kürzlich als gar nicht so dramatisch einstufte; die Finanzierung durch das Land sei durchaus denkbar. Grundsätzlich will sich die Stadt Waiblingen allerdings erst am 21. Februar in einer Sondersitzung zum Thema positionieren.

Für die Befürworter des Projekts wie etwa die Freien Wähler in der Region ist jedenfalls „das Schreckgespenst eines vierspurigen Nordostrings definitiv vom Tisch“. Diesen Beteuerungen schenken die Naturschützer keinen Glauben. Die Brücke sei weiter autobahntauglich, ziehe den Fernverkehr an und zerstöre die schöne Landschaft „für immer“. Die Öffentlichkeit werde durch das „trojanische Pferd“ der sogenannten Andriof-Brücke getäuscht. Dies will die Arbeitsgemeinschaft gegen den Nordostring (Arge) am Montag, 28. Januar, im alten Rathaus in Stuttgart-Mühlhausen und am Mittwoch, 30. Januar, im Thomas-Gemeindehaus Kornwestheim einmal mehr verdeutlichen. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.


Möglicher Straßenverlauf auf dem Schmidener Feld: die direkte
Verlängerung der Waiblinger Westumfahrung (Variante A) oder die
Südumfahrung Hegnachs (Variante B).

Von Dirk Herrmann,
Stuttgarter Nachrichten vom 26.01.2008
www.stuttgarter-nachrichten.de

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