Zazenhäuser wehren sich gegen Eisenbahnviaduktlärm, aber:
Leiser wird es nicht
Bundesbahndirektion Stuttgart: "Wir können nichts machen"
"Obwohl wir bei der Deutschen Bundesbahn seit Jahren gegen
eine Wand rennen, lassen wir nicht locker!" Das sagt die Bürgervereinigung
Zazenhausen, die gegen den unerträglichen Lärm des Eisenbahnviadukts
Sturm läuft.
Mit zahlreichen Lokalterminen, wissenschaftlichen Untersuchungen (Lärmschutzmessungen)
und Bürgerversammlungen versucht die Zazenhausener Interessengemeinschaft
den "Störenfried Bundesbahn" dazu zu bewegen, das Viadukt leiser
zu machen. "Die Bundesbahn stellt sich stur", meint die Bürgervereinigung. "Wir
können beim besten Willen nichts machen", fast Streckendezernent
Hartmut Thiele die Argumente der Bundesbahndirektion Stuttgart zusammen.
Das ist die Situation: zwischen 23 Uhr und vier Uhr donnern zeitweise alle
fünf Minuten die Güterzüge über die Stahlfachwerkbrücken
Bad Cannstatt, Münster und Zazenhausen. Die Strecke Untertürkheim-Kornwestheim
gehört zu den am stärksten befahrenen Güterzugstrecken überhaupt.
Die 1896 erbaute Stahlkonstruktion zeigt noch keine Materialermüdung,
ein Neubau für rund 30 Millionen Mark scheidet für die Bundesbahn
aus Kostengründen aus. Die Gleise sind direkt mit der Stahlbrücke
verschraubt. Die Schwingungen werden von den Holzschwellen kaum gedämpft
und als Lärm abgestrahlt.
Die Bürgergemeinschaft fordert, "dass wenigstens nicht mehr mit vollem
Tempo gefahren wird". 80 km/h sind auf dieser Strecke zugelassen. Dem
hält die Bundesbahn entgegen: "Wir können mit der Geschwindigkeit
nicht runter, weil dann die Kapazität der Strecke nicht mehr ausreicht." Gerade
das will aber die lärmgeplagte Anwohnergemeinschaft erreichen: eine geringere
Zugfolge.
Der Koordinator für Umweltschutzfragen beim städtischen Gesundheitsamt,
Karl Heinz Börner, gibt nicht auf: "Wir sind der Meinung, dass die
Bundesbahn etwas machen muss, auch wenn sie juristisch über das seit Juli
1975 geltende Bundesemissionsschutzgesetz nicht angepackt werden kann. Es müsste
eine gütliche Regelung möglich sein". Das soll bei einem weiteren
Lokaltermin geklärt werden. Obschon es an Bereitwilligkeit bei der Bundesbahn
nicht zu fehlen scheint, hat Dezernent Hartmut Thiele keine Hoffnung: "Solange
der Viadukt steht, kann man nichts, aber auch gar nichts machen. An einen Neubau
ist frühestens in zehn Jahren zu denken."
Aus einer Zeitung von 1975
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