Schallschutz-Zug scheint abgefahren zu sein

Stadt sieht keine Möglichkeit zur Lärmminderung am Zazenhäuser Viadukt

Zazenhausen. Die Gemeinderatsfraktionen der SPD und der Freien Wähler haben von der Verwaltung gefordert, zur Lärmbelästigung auf dem Zazenhäuser Eisenbahnviadukt Stellung zu nehmen. Im vor kurzem erfolgten Antwortschreiben verweist das Rathaus auf die Zuständigkeit der Bahn.

Vielen Zazenhäusern macht der Bahnlärm zu schaffen. Zwar ist im Zuge der Erschließung der Hohlgrabenäcker eine neue Schutzwand gebaut worden, im Bereich des Eisenbahn-Viaduktes ist es aber nach wie vor vielen Anwohnern zu laut. Der Bürgerverein macht sich schon seit Jahren für einen besseren Lärmschutz stark.

Im vergangenen Sommer hat dann die Gemeinderatsfraktion der SPD das Thema aufgegriffen, im Februar dieses Jahres hatte sich schließlich auch Stefan Palmer von den Freien Wählern an die Verwaltung gewandt und um eine Stellungnahme gebeten. Nun hat das Rathaus geantwortet. „Die Baulast für die Brücke und damit die Verantwortung für die Finanzierung und den Bau von Schallschutzmaßnahmen liegt bei der Bahn und nicht bei der Stadt", heißt es in der Stellungnahme.

„Die Verantwortung für die
Finanzierung von Schallschutzmaßnahmen
liegt bei der Bahn"

Aus der Antwort der Stadt Stuttgart
auf einen Antrag von SPD und Freien Wählern

Die Bahn wiederum sieht keinerlei Handlungsbedarf, da ihrer Meinung nach die Grenzwerte nicht überschritten werden (die NORD-RUNDSCHAU berichtete). Dennoch wird in dem Schreiben vom 20. April darauf verwiesen, dass sich die Stadt an die Bahn gewandt habe, um den Sachverhalt zu klären. Nach deren Aussage sei eine Lärmschutzwand auf dem Viadukt sowohl aus statischen Gründen als auch aus Platzproblemen nicht machbar. Unabhängig davon hätten Untersuchungen aufgezeigt, das körperschallhemmende Schutzmaßnahmen wie beispielsweise eine Unterschottermatte zwar den tieffrequenten Luftschall wirksam vermindern könnten, die Gesamtsituation aber nicht nachhaltig verbessern würden, da der Körperschall des Viaduktes nur geringfügig zur Lärmimmission beitrage. Ebenso bringe der Einbau von Schallabsorbern im Bereich des Viaduktes keine Verbesserung, da die Absorber vergleichbare akustische Eigenschaften hätten wie das vorhandene Schotterbett. Auch an der Brückenbrüstung lasse sich der Lärmpegel kaum mindern. Eine hoch absorbierende Verkleidung würde den Pegel nur zwischen 0,2 und 2 Dezibel vermindern. Was den Schallschutz im Baugebiet Hohlgrabenäcker angeht, verweist die Bahn auf den Bebauungsplan. Dort sei festgesetzt worden, dass die Investoren beziehungsweise die Bauherren für den baulichen Schallschutz verantwortlich sind. Unterm Strich kommt man im Stuttgarter Rathaus zu folgendem Schluss: „Aufgrund der Aussagen der Bahn sieht die Stadt keine Möglichkeit, dass die Lärmsituation deutlich verbessert werden kann."


Laut Bahn bringt eine Unterschottermatte so gut wie keine Lärmminderung,
da sie nur den tieffrequenten Schall schluckt. Foto: Bernd Zeyer

Von Bernd Zeyer, Stuttgarter Nachrichten vom 30.04.2009
www.stuttgarter-nachrichten.de

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