"Ein Schwabenstreich sondersgleichen", meinte ein Bezirksbeirat.
Ausgerechnet kurz vor dem alten Eisenbahnviadukt in Zazenhausen soll die drei
Kilometer lange Tunnel Strecke der Schnellbahntrasse enden.
Das war dann auch der allergische Punkt, der die Gemüter erhitzte. Mit
Nachdruck forderten die Zuffenhäuser Bezirksbeiräte von der Deutschen
Bundesbahn Abhilfe für den über 100 Jahre alten Stahlviadukt, der
nicht mehr länger zumutbar sei und den Zazenhäusern Tag und Nacht
in den Ohren dröhne. Der alte Viadukt muss einfach weg. Mit Beifall aus
den Reihen der sehr zahlreichen Zuhörer wurde diese Forderung tatkräftig
unterstützt.
Doch wie ist die gegenwärtige Lage in Zazenhausen? Tag für Tag donnern über
120 Züge mit oftmals ohrenbetäubendem Lärm über die veraltete
Stahlkonstruktion allein in eine Richtung und machen den Zazenhäusern "das
Leben zur Hölle". Während der Nachtstunden von 22 bis 6 Uhr
rattert sogar alle fünf Minuten ein Zug über die Brücke. Diesen
Zustand will sich Zazenhausen, das schon seit Jahren gegen den Lärm ankämpft,
nicht mehr länger bieten lassen. Zudem befürchtet man durch den
Bau der neuen Schnellbahntrasse ein verstärktes Verkehrsaufkommen schnellfahrende
Züge und somit noch mehr Lärm.
Deshalb forderte der Bezirksbeirat Zuffenhausen die Deutsche Bundesbahn in
einer gemeinsam gefassten Erklärung auf, entsprechende Maßnahmen
zu ergreifen. Entweder einen Brückenneubau zu errichten oder spürbare
Verbesserungen an der alten Stahlbrücke vorzunehmen, da der neue Verkehr
eine Mehrbelastung mit sich bringe. "Die DB hat bisher nichts getan."
Der Referent der Deutschen Bundesbahn, Bahndirektor Schwarz, versuchte die
Gemüter zu beschwichtigen, indem er den Bezirksbeiräten versicherte,
der vorgestellte Plan sei lediglich Vorplanung, der noch nicht bis zum Schluss
durchgeplant sei. "Kein Zug fährt schneller als technisch möglich,
also auch nicht schneller wie heute", so die "beruhigenden" Worte
von Schwarz.
Nach der jetzigen Konzeption der DB können außer der neuzubauenden
Tunnelstrecke die bereits bestehenden Kerngleise benutzt werden. Weiter ist
eine Umlagestelle bei der Strafvollzugsanstalt Stammheim vorgesehen. Die neue
Trasse wurde speziell für schnellen Reise- und Güterzugverkehr entwickelt,
der auf der Strecke Kornwestheim-Untertürkheim verkehrt und dem es somit
möglich ist, den Stuttgarter Hauptbahnhof zu umgehen, wodurch man sich
eine Entlastung der Strecke Bietigheim-Mühlacker verspricht. Schwarz
gab jedoch zu bedenken, dass für diese Planung noch keine definitive
Zusage von Seiten des Bundes oder der DB-Hauptverwaltung vorliege.
Recht positiv stellt sich dagegen die Planung für die Stammheimer dar,
was sich auch an den zufriedenen Gesichtern der Bezirksbeiräte ablesen
ließ. Auf ihrer Gemarkung wird die Strecke total untertunnelt verlaufen.
Der Tunnelmund des drei Kilometer langen Bauwerks nimmt die Züge auf
der Markung Schwieberdingen, hinter der Verbindungstraße Möglingen-Schwieberdingen,
genau vor der Kreuzung der neuen B10, auf.
Der Bau der Tunneltrecke wird in offener Bauweise erfolgen und im Raum Stammheim
eine Bauzeit von fünf Jahren beanspruchen. Während des Baus wird
eine rund 50 Meter breite "Baurinne", wovon allein 30 Meter der
Tunnelaushub ausmacht, sich durch Wiesen und Äcker ziehen.
Besorgt äußerte sich der Bezirksbeirat Stammheim zum schon oft
diskutierten Plan eines Containerbahnhofs, solange nicht feststeht, bis zu
welchem Zeitpunkt die neue B 27 a in Angriff genommen werden kann. Die Reihenfolge
Neubaustrecke (B 27 a), dann Containerbahnhof müsse unbedingt eingehalten
werden: "Kein Containerbahnhof, wenn der Verkehr durch bestehende Straßen
geführt wird."
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