Bald ein Muster ohne Wert?

Stuttgarts einzigem ökumenischen Kindergarten
droht das Aus

Seit 35 Jahren besteht in Zazenhausen der evangelisch-katholische Kindergarten nicht nur einmalig in Stuttgart, sondern auch als überaus erfolgreiches Projekt der Ökumene, das die oftmals geforderte Trägervielfalt erfüllt und durch die konfessionelle Betriebsträgerschaft die städtischen Kassen entlastet hat.

ZAZENHAUSEN -Jetzt droht der Mustereinrichtung das Aus, denn die Aufwendungen für eine nötige Sanierung des Holzgebäudes übersteigt die finanziellen Möglichkeiten der beiden Träger, die als Kirchen ohnehin nicht gerade in Geld schwimmen und selbst immer mehr mit dem Rotstift statt mit Klingelbeutel und Kirchensteuer rechnen müssen.

Aber freiwillig in das drohende Schicksal ergeben ist in Zazenhausen nicht, das hat
die Vergangenheit ein ums andere Mal bewiesen bei den Projekten Mehrzweckhalle
oder TV-Sportplatz. So hat sich ganz schnell ein „Förderverein für den Erhalt des Ev.-Kath. Kindergartens" gebildet, der inzwischen mit immensen Zuwachszahlen aufwarten kann. Die 18 Gründungsmitglieder haben sich mehr als verdoppelt, und
eine Unterschriftensammlung steuert inzwischen auf 1000 Befürworter des Erhalts
der Einrichtung zu.

Derart gestärkt haben sich die engagierten Eltern und Förderer an die verschiedensten Stellen gewandt und ihr Anliegen ganz plausibel dargelegt: „Uns Eltern ist es wichtig, dass unsere Kinder schon früh mit den christlichen Werten wie Nächstenliebe, Achtung vor dem Leben und Rücksicht vertraut gemacht werden", heißt es da. Hinzukommen das überdurchschnittliche Engagement der Erzieherinnen und
vor allem Standortvorteile in einer verkehrsberuhigte Lage mit unmittelbarer Nähe
zu Feldern und Fluren.

Evangelisch-Katholischer Kindergarten im Entenweg
Während die öffentlichen Stellen nach einem Konzept suchen, machen die
Betroffenen vom Förderverein zum Erhalt des ökumenischen Kindergartens
unmissverständlich ihren Standpunkt klar. Foto: -m-

So konnten die beliebten Ausflugsziele Bauernhof oder freie Natur bequem zu Fuß
erreicht werden. Der großzügige Außenbereich des Kindergartens wurde übrigens in
Eigeninitiative der Elternschaft (Basare und Weihnachtsmärkte) und durch finanzielle Hilfe von Sponsoren gestaltet. Doch bei der Sanierung des Hauptgebäudes müssen die privaten Helfer passen. Das ist Sache der Träger und der Öffentlichen Hand.

Beide haben sich inzwischen geäußert, das heißt außer der kath. Kirchengemeinde, die aber bei der öffentlichen Gemeindeversammlung am 18. Juli Farbe bekennen will. Was die evangelische Kirche und die Stadtverwaltung betrifft, da ist dank Fördervereins einiges in Bewegung geraten. So hat Dekanin Wiebke Wähling eine Weiterführung einer Kindergruppe zugesagt und aus dem Rathaus der bundesweit bekannt kinderfreundlichen Stadt tönt es auch verständnisvoll. Nur, ein Konzept wurde bisher nicht gefunden.

Das hofft man nun im Rahmen der Gemeindeversammlung am Montag, 18. Juli, in
der Mehrzweckhalle (Beginn 20 Uhr) zu finden. Für alle, die noch nicht wissen, warum
sie diese Veranstaltung besuchen sollen, hat Kathrin Schenk als Sprecherin des
Fördervereins Folgende Botschaft parat: "Wir als Förderverein für den Kindergarten
in Zazenhausen möchten ganz besonders auf die Gemeindeversammlung in der
Mehrzweckhalle hinweisen und bitten um rege Beteiligung! Es werden sowohl Entscheidungsträger aus Kirche, Stadt und Politik als auch die örtliche Presse erwartet. Unser Ziel ist ein Kindergarten in „Alt-Zazenhausen" mit kirchlicher Beteiligung in der Trägerschaft. Dies ist für die Kinder, Eltern, Erzieherinnen und nicht zuletzt für die gewachsenen Strukturen in Zazenhausen von großer Bedeutung." -m-

Aus "Stuttgarter Wochenblatt - Lokalausgabe Zuffenhausen",
Nr. 28, 14. Juli 2005
www.stuttgarter-wochenblatt.de

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