Seit gut 20 Jahren steht das Thema Hohlgrabenäcker mehr oder weniger regelmäßig auf der Tagesordnung des Zuffenhäuser Bezirksbeirats. Am Dienstag war es wieder so weit: Zur Abstimmung stand der Auslegungsbeschluss des Bebauungsplans: Dieses mehr als 100 Seiten umfassende Schriftstück löste, zurückhaltend formuliert, am Ratstisch nicht unbedingt Begeisterungsstürme aus. Die SPD verweigerte grundsätzlich ihr "Ja" und stellte den Antrag, die Vorlage abzulehnen. Darüber wurde, ebenfalls auf Antrag der Sozialdemokraten, geheim abgestimmt. Der Erfolg blieb den Sozialdemokraten trotzdem versagt. Am Ende lagen sieben "Ja" und sieben „Nein" Zettel im Pappkarton, und bei Stimmgleichheit, das besagt die Gemeindeordnung, gilt ein Antrag als abgelehnt.
Mehr Erfolg war denn Antrag der Christdemokraten beschieden. So sorgte die bürgerliche Mehrheit von CDU, FDP und Freien Wählern dafür, das die Vorlage der Verwaltung mit neun Ja- zu fünf Neinstimmen angenommen wurde - freilich nur mit einer umfangreichen Liste an Zusatzforderungen.
Vor dem Abstimmungsmarathon hatten Karl-Theo Maurer vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung und Sybille Rosenberg von der Stadtentwicklung Südwest (STEG) die Pläne für eine Bebauung der Hohlgrabenäcker vorgestellt. Das städtebauliche Konzept für das 18 Hektar große Zazenhäuser Areal sieht 374 Wohneinheiten vor: 86 Einfamilien- häuser, 96 Doppelhäuser, 94 Reihenhäuser und 98 Einheiten im Geschosswohnungs- bau: Dies bedeutet, so schätzt die Verwaltung, bis zu 1200 neue Einwohner für Zazen- hausen. Der Stadtteil käme so auf einen Einwohnerzuwachs von rund 68 Prozent. 80 der geplanten Wohneinheiten sollen durch das Programm Preiswertes Wohneigentum (PWE) von der Stadt gefördert werden.
Ein derart umfangreiches Bauvorhaben würde starke Eingriffe in die Natur mit sich bringen. Dennoch sollen, das erklärte Rosenberg, nach der Bebauung viele Grünflächen vorhanden sein. Diesen Sachverhalt betonte auch Maurer und sprach von einem „gelockerten Baugebiet mit viel Begrünung"- Externe Kompensationsmaßnahmen sind ebenfalls vorgesehen. Dazu zählen neue Streuobstwiesen, die Anbringung von Steinkauz-Niströhren, der Rückbau der alten Sportanlage Zazenhausen und eine Renaturierung des Feuerbachs auf einer Fläche von insgeamt 1,5 Hektar.
Die Ausführungen Rosenbergs und Maurers trafen bei den Bezirksbeiräten auf starke Kritik. "Das alte Zazenhausen wird erschlagen", sagte Karlheinz Schmid von der FDP. Er befürchtet vor allem ein Verkehrschaos durch die zusätzlichen Autos der neuen Zazenhausen-Bewohner. Als Gründe für die ablehnende Haltung der SPD führte Bezirksbeirat Georg Kerler überproportionalen Flächenverbrauch, unzureichende Kompensationsmaßnahmen und einen von seiner Fraktion nicht gewollten "Staubsauger-Effekt", der zahlreiche neue Bewohner nach Zazenhausen ziehe, ins Feld. Kerler hatte einen Gegenvorschlag parat: Zur Neubesiedlung sollen „Recycling-Flächen" in Zuffenhausen-West verwendet werden, von denen es genug gebe.
Auch die Christdemokraten hatten am
Dienstag einiges an den Plänen der Verwaltung auszusetzen. CDU-Sprecher
Hartmut
Brauswetter befürchtet ähnliche Probleme
wie auf dem Raiser-Areal: zu dichte und
unattraktive Bebauung, zu viele Flachdächer, eine unausgeglichene Sozialstruktur.
Seine
Forderungen in der Sitzung lauteten: 50 statt
80 geförderte Wohneinheiten, Bebaung des
Geländes vordringlich mit Einzelhäusern, privater Wohnungsbau soll
im Vordergrund stehen, Überarbeitung des Verkehrskonzepts
Verbesserung des Schallschutzes, keine Passivhaus-Vorgaben. Diese Forderungen
goss
die CDU in einen Antrag, dem letztendlich
mit neun zu fünf Stimmen das Plazet erteilt
wurde.
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