Als hätte es Dr. Ingo Stork vom Landesdenkmalamt geahnt: Bevor die Bagger fürs neue Zazenhäuser Wohngebiet Hohlgrabenäcker anrückten, nahm der renommierte Archäologe nochmals den Boden zwischen Zazenhäuser Straße, Firma Reibedanz und Viadukt unter die Lupe, um den Spuren früherer Besiedelung im Tal des Feuerbachs nachzugehen.
Auf die erhofften Überreste in Form von jungsteinzeitlicher Bebauung stieß Dr. Stork schon bald, doch damit verbunden war eine unerwartete Entdeckung der jüngeren Geschichte. War man bisher davon ausgegangen, dass die bekannte alte Römerstraße von Cannstatt über Hallschlag und Rot direkt auf der Zazenhäuser Gemarkungsgrenze in Richtung Kornwestheim und weiter ins Neckartal führen würde, so kann Dr. Stork jetzt die Nachwelt eines Besseren belehren.
Denn Reste einer großen Verkehrsverbindung fand der Experte etwa 200 Meter nordöstlich in Richtung Viadukt. Dabei ist er sicher, dass es sich um einen Teil der viel zitierten Römerstraße handelt. Schon mal Witterung aufgenommen, will der Spurensucher weitere Geheimnisse aus alter Zeit ausfindig machen und sie der Nachwelt erhalten. Apropos erhalten. Ob bei den weiteren Ausgrabungen konkrete Beweise vorchristlichen Lebens in Form von Tonresten, Werkzeugen oder Grabbeilagen zutage treten, scheint für Stork keine Frage. Er wird in den nächsten Tagen weiter ins Detail und damit in die Zazenhäuser Muttererde nördlich der Hauptstraße gehen, die erhofften Mittel der Behörde vorausgesetzt.
Dabei gibt es nicht wenige Zeitgenossen, die aus ganz anderen Gründen mit Dr. Stork und seinen "Ausgräbern" sympathisieren und ihnen den Erfolg gönnen.
Wertvolle Schätze im Boden, so hoffen sie, könnten vielleicht noch eine Neubausiedlung Hohlgrabenäcker verhindern, verzögern oder zumindest neu konzipieren. Schließlich befindet man sich jenseits der Zazenhäuser Straße nicht nur auf historisch, sondern auch auf ökologisch wertvollem Boden. Denn zum Zwecke der Bebauung müssten wertvolle Streuobstwiesen der Säge zum Opfer fallen. Den Zuffenhäuser Heimatforscher Winfried Schweikart treibt dagegen eine andere Sorge um. Er steht bereits in Kontakt mit dem Landesdenkmalamt und hofft, dass der neu entdeckte Teil der alten Römerstraße in einem Neubaugebiet Hohlgrabenäcker auch seine entsprechende Würdigung erhält.
„Man sollte, wie bereits in Bad Cannstatt und Kornwestheim vorexerziert, wenigstens Verlauf oder Teile des historischen Verkehrswegs in Form spezieller Markierungen oder Bezeichnungen erkennen können" so Schweikart, der darin „eine einmalige Chance sieht, die Geschichte unserer Ahnen sichtbar zu machen." -m-
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