„Am Eingang des Neubaugebietes Hohlgrabenäcker sollte beim Viadukt ein Versorgungsgebäude mit über 600 bis 800 Quadratmeter entstehen - für Neubürger ein wichtiger Entscheidungsgrund, für Alt-Zazenhäuser ein längst ersehntes, dringend benötigtes Projekt", erklärt die „Bürgerinitiative für die verträgliche Bebauung des Gebiets Hohlgrabenäcker". Doch statt des Einkaufszentrums baut nun die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG) 24 Sozialmietvvohnungen. Von den ehemals angedachten 600 bis 800 Quadratmetern Versorgungsgebäude sind gerade einmal 145 geblieben. Davon erfahren haben die Zazenhäuser erst im Februar dieses Jahres, als direkte Anwohner vom Baurechtsamt angeschrieben und über die neuen Planungen beziehungsweise den Bauantrag der SWSG informiert wurden. „Wir sehen uns arglistig getäuscht. Uns hat man etwas vorgegaukelt", macht die Bürgerinitiative ihrem Ärger Luft. „Wir fordern die Stadt auf, Wort zu halten."
350 Unterschriften wurden mittlerweile von der Initiative aus Zazenhäusern und Bürgerverein gesammelt. Die Gemeinderatsfraktionen sind angeschrieben. Und prompt folgte ein Antrag der Freien Wähler: „Die neuen Zazenhäuser Bürger fühlen sich getäuscht und nicht ernst genommen. Eine ordentliche Nahversorgung ist kaum gesichert. Dies führt zu nachvollziehbarem Unmut." Man möchte wissen, inwieweit die Bewohner des Wohngebietes Hohlgrabenäcker rechtzeitig und umfassend über die vorgesehenen Veränderungen informiert wurden. Und ob und inwieweit die Neubürger geradezu betrogen wurden. „Welche Möglichkeiten gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch, die Pläne zu ändern", fragen die Freien Wähler.
Das gilt es jetzt zu klären. Fakt ist dass die SWSG eine Baugenehmigung hat und mit dem Aushub bereits fertig ist. „Wir gehen davon aus, dass das Rohbauunternehmen seine Arbeit im Laufe der nächsten Woche aufnehmen kann", teilt die SWSG mit. Allerdings haben auch die direkten Nachbarn Christel und Rainer Weigel am 17. August beim Verwaltungsgericht einen Eilantrag gestellt wegen „Gefahr der Schaffung vollendeter Tatsachen". Davon schreibt die SWSG in ihrer Stellungnahme nichts.
Warum an dieser Stelle die SWSG und kein Discounter eine Filiale baut, kann abschließend noch nicht vollkommen aufgeschlüsselt werden. Auf Nachfrage beim Liegenschaftsamt steht allerdings fest, dass Aldi, Lidl, Rewe und Edeka angeschrieben wurden. Alle sagten ab. ,,Das Einzugsgebiet sei zu klein, hat man uns gesagt. Wir haben dann den Investor gebeten andere Ketten anzuschreiben", meint Doris Rüdiger vom Liegenschaftsamt. Allerdings war für die SWSG von Anfang an klar, dass wenn sie hier als Investor auftreten sollte, „eine Gewerbefläche von der ursprünglich angedachten Größenordnung aus betriebswirtschaftlicher Sicht an diesem Standort nicht nachhaltig ist. Deshalb wäre eine Investition in Einzelhandel in eben dieser Größenordnung für die SWSG auch niemals in Frage gekommen."
Warum also hat die SWSG den Zuschlag bekommen, obwohl noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft waren, einen Vollversorger nach Zazenhausen zu holen? Auch im Bezirksrathaus wundert man sich, hatten die Zuffenhäuser Lokal-Politiker doch mehrmals die Verwaltung beauftragt nach kleineren Anbietern wie Cap- oder Bonus-Märkten zu schauen. Aber niemand fühlte sich scheinbar zuständig, denn auch Netto und Cap-Markt haben auf Nachfrage bestätigt, dass sie für das Gebiet Hohlgrabenäcker nicht angefragt wurden.
Für FDP-Stadtrat Bernd Klingler ist das eine Katastrophe: ,,So
kann man nicht mit den Leuten umgehen." Und die wehren sich!
Ein Info-
und Koordinationstreffen
der Bürgerinitiative findet am Montag, 19. September, 19.30 Uhr,
in der Mehrzweckhalle Zazenhausen, Landsknechtstraße 3, statt.
Dieser Auszug stammt vom Bauschild der Stadt Stuttgart mitten
im Gebiet
Hohlgrabenäcker. Zu sehen ist noch das große Gebäude rechts (hier rot umrandet)
,
das den Vollversorger darstellt, der wohl nicht kommen wird.
Von ts, aus "Zuffenhäuser Woche", Mittwoch, 15. September
2011
www.eHeinz.de
[ zur Homepage ] [ Schließen ]