„Man muss mit allem rechnen, auch mit dem Guten", dieser Spruch, so erklärte Michael Blum gestern, hänge mittlerweile in vielen Büros der STEG. Der Geschäftsführer der Stadtentwicklung Südwest GmbH (STEG) spielte damit auf das jahrelange Hin und Her und die zahlreichen Probleme beim Bauvorhaben Hohlgrabenäcker an. Bereits 1984 war ein erstes Bebauungsplanverfahren eingeleitet worden, die darauffolgenden zwei Jahrzehnte waren durch ständige Verzögerungen geprägt. Natur-, Denkmal- und Artenschutz hatten dabei ebenso eine Rolle gespielt wie Änderungen in den Baugesetzen und in der Steuergesetzgebung. Schließlich verabschiedete im Juni 2006 der Stuttgarter Gemeinderat den Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan und machte damit den Weg frei für das Großvorhaben. Am gestrigen Mittwoch war es dann endlich so weit, und der Spatenstich konnte erfolgen.
Rund 400 Wohneinheiten für 900 bis 1000 Bewohner werden auf dem insgesamt 16 Hektar großen Areal zwischen Zuffenhausen und Zazenhausen entstehen. Errichtet werden auf zehn Hektar Nettobaufläche Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser sowie Geschosswohnungen. Allein die Erschließungskosten belaufen sich auf 13,5 Millionen Euro, für den Hochbau werden weitere 90 Millionen veranschlagt. Ende April 2009 sollen die Erschließungsarbeiten beendet und fertiggestellte Bauabschnitte abschnittsweise freigegeben werden.
„Unser großes Ziel ist es, junge Familien in Stuttgart zu halten", erklärte Baubürgermeister Matthias Hahn, bevor er zum Spaten griff. Die Hohlgrabenäcker seien ein qualitativ hochwertiges Wohngebiet und als solches Teil des vom Gemeinderats beschlossenen Vorhabens, jährlich 1500 neue Wohnungen in der Landeshauptstadt zu bauen. Besonders lobte Hahn den hohen Grünanteil des Areals, der bei 30 Prozent liegen wird. In der Tat sehen die Pläne eine großzügige Begrünung mit ausreichendem Lebensraum für Flora und Fauna vor. Der Hohlgraben soll als Stadtbiotop und Teil einer historischen Wegeverbindung erhalten bleiben. Selbst die Zukunft des streng geschützten Steinkauzes, um den sich viele Tierfreunde Sorgen gemacht hatten, scheint mittlerweile durch vier neue Brutpaare gesichert.
STEG-Geschäftsführer Michael Blum sprach von einem "städtebaulich hochwertigen Baugebiet" und ging nochmals auf die lange Vorgeschichte des Vorhabens ein. So sei, um aus Wiesen und Ackern Bauplätze zu entwickeln, eine Neuaufteilung der Flächen im Rahmen einer Bodenordnung erforderlich gewesen. Beim amtlichen Verfahren nach freiwilligem Maßstab, das als „Stuttgarter Modell" gilt, sind die Wünsche und Vorstellungen der Eigentümer mit eingeflossen. Neben dem üblichen unentgeltlichen Flächenbeitrag hatten sie noch einen entgeltlichen Flächenbeitrag entrichtet. Diese Gebiete wurden der Stadt zugeteilt und sollen nun vor allem für das Sonderprogramm „Preiswertes Wohneigentum" Verwendung finden.
SPD-Stadtrat Robert Thurner, Bezirksvorsteher Wolfgang Meyle, Michael Blum
(STEG),
Bürgermeister Matthias Hahn und FW-Stadtrat Stephan Palmer (v.
l.) beim Spatenstich.
Text & Foto: Bernd Zeyer
Stuttgarter Nachrichten vom 20.09.2007
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