„Das ist eine einmalige Chance, auch für die nachfolgenden Generationen", sagt der Heimathistoriker Winfried Schweikart und tippt mit dem Finger auf eine Karte des Neubaugebiets Hohlgrabenäcker. Auf Höhe des „Wegs Nr. 4" haben Mitarbeiterdes Amtes für Denkmalpflege vor einigen Wochen einen interessanien Fund gemacht: Bei Ausgrabungen stießen sie auf die Überreste einer ehemaligen Römerstraße, haben diese mittlerweile aber wieder zugeschüttet, bis klar ist, wie mit dem Fund weiter verfahren wird. Schweikart hätte gerne, dass der historischen Bedeutung der Ausgrabungen künftig Rechnung getragen wird. Einerseits, so der Heimathistoriker, wäre möglich, dass man ein kleines Straßenstück im Bereich der städtischen Grünflachen freilegt, wie es zum Beispiel in Kornwestheim der Fall ist. Andererseits kann er sich aber auch vorstellen, dass an die ehemalige Römerstraße dadurch erinnert wird, dass man im Bereich der Gehwege einen speziellen Belag verwendet. Sollte beides nicht machbar sein, fordert Schweikart zumindest eine entsprechende Hinweistafel und sagt: „So viel Geld wird die Stadt wohl haben."
Ein Freilichtmuseum oder Ähnliches, erklärt Ingo Stork, Leiter des Fachbereichs Archäologie im Regierungspräsidium, würde relativ hohe Kosten verursachen. „Das Areal müsste von Hand gepflegt werden, sonst würde es innerhalb zweier Jahre komplett zuwachsen", erläutert er. Zudem sei leider immer mit Vandalismus zu rechnen. In Kornwestheim wären die Ausgrabungen mit NS-Symbolen beschmiert worden. Weitaus höher schätzt Stork die Chancen dafür ein, den ehemaligen Verlauf der Römerstraße später einmal durch eine spezielle Pflasterung kenntlich zu machen. Wie weiter verfahren wird, könnte sich Ende September bei einem Abstimmungsgespräch mit den beteiligten Stellen entscheiden.
„Der Erhaltungszustand ist sehr schlecht, nur noch der Unterbau
ist vorhanden"
Ingo Stork, Leiter des Fachbereichs Archäologe im Regierungspräsidium
Wenn die Zukunft der Ausgrabungen auch noch nicht geklärt ist, über die Vergangenheit kann Stork nähere Auskünfte geben. Bei der sechs Meter breiten Trasse handle es sich um die ehemalige römische Hauptstraße, die früher von Cannstatt nach Benningen geführt habe. „Der Erhaltungszustand ist sehr schlecht, nur noch der Unterbau ist vorhanden", erklärt der Archäologe. Das Pendant in Kornwestheim sei in weitaus besserer Verfassung, dort seien sowohl Belag als auch Fahrspuren noch sichtbar.
So sahen die Ausgrabungen aus, mittlerweile sind sie zugeschüttet worden.
Von Bernd Zeyer
Stuttgarter Nachrichten vom 18.09.2007
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