Dieser Tage hatten nach anderen Gruppen und Parteien im Frühjahr nun auch die SPD-Bezirksbeiratsfraktion Zuffenhausen und die Naturfreunde, Ortsgruppe Zuffenhausen, zu einer Begehung des unteren Feuerbachtals bei Zazenhausen eingeladen, um sich zusammen mit interessierten Bürgern über die Probleme der Renaturierung des Feuerbachs unter kundiger Führung von Jürgen Soltau vom Bund für Natur- und Umweltschutz Deutschland (BUND) und Vertretern der Landwirtschaft zu informieren.
Schnell wurde klar, daß durch die vom BUND vorgeschlagenen Maßnahmen für die Häuser Zazenhausens auch im Falle schwerster Regenfälle keine Überflutungsgefahr besteht. Dem gemeinsamen Spaziergang folgte eine lange, lebhafte, aber immer äußerst sachliche Diskussion. Nun traf ein, was niemand erwarten konnte, daß sich nämlich alle Teilnehmer in fast allen Punkten einig waren.
Der Sprecher der SPD-Bezirksbeiratsfraktion, Rainer Diemand, konnte daher ein Fazit weitgehender Einigkeit ziehen. Übereinstimmend waren alle Teilnehmer der Auffassung, daß eine Renaturierung des Feuerbachs zum jetzigen Zeitpunkt an für sich nicht erfolgen sollte, sondern besser abzuwarten sei, bis mittelfristig die Wasserqualität erheblich verbessert worden sei. Andererseits aber mußte zur Kenntnis genommen werden, daß im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens für die B 312 die Stadt Stuttgart rechtskräftig verpflichtet wurde, ein 360 Meter langes Stück des Feuerbachs zwischen Zazenhausen und Mühlhausen zu renaturieren, und zwar unverzüglich.
Darin wurde das gesamte Dilemma deutlich, daß nämlich einerseits aufgrund der bestehenden Wasserqualität zum jetzigen Zeitpunkt die Renaturierung des Feuerbachs noch nicht in Angriff genommen werden sollte, andererseits aber die Stadt Stuttgart gerade hierzu verpflichtet ist. Auch in der Frage, wie dies geschehen soll, besser gesagt, wie nicht, herrschte in der Versammlung Einigkeit. Die Pläne der Stadt Stuttgart wurden einstimmig abgelehnt. Die Gründe hierfür waren zum einen, daß die von der Stadt Stuttgart geplante Renaturierung diese Bezeichnung nicht verdiente, zum anderen die Überzeugung, daß ein einziger schwerer Regenguß in der Lage sein werde, die gesamte von der Stadt geplante Anlage zu zerstören.
Nicht ganz so schlecht wie die städtische Planung kam die Planung des BUND, die von den anwesenden Bezirksbeiräten der SPD positiv aufgenommen wurde, bei den Vertretern der Landwirtschaft weg. Nach Aussagen der Landwirte würde zwar die gewaltige Wucht eines überschwemmten Feuerbachs gebremst, wenn dieser die Möglichkeit hätte, über die ganze Talbreite abzufließen. Jedoch wurde die Befürchtung geäußert, daß nach einer Überschwemmung Unrat zurückbleibe, der zu Geruchsbelästigung führen könnte.
Von di, aus einer Zeitung September 1986