Facelifting für den Feuerbach

Renaturierungsarbeiten in Zazenhausen abgeschlossen

Einbetoniert, unter die Erde gelegt, als Abwasserkanal missbraucht: Der Feuerbach hat in seiner Geschichte extrem unter den Folgen der Industrialisierung gelitten. Am ehemaligen Sportplatz in Zazenhausen hat er nun (fast) sein altes Gesicht zurück.


Von links: Wolfgang Schanz vom Tiefbauamt, Thomas Bopp, Präsident Verband Region Stuttgart,
Zuffenhausens Bezirksvorsteher Gerhard Hanus, Baubürgermeister Matthias Hahn und Landschaftsarchitekt
Peter Geitz vom Büro Geitz und Partner posieren vor dem renaturierten Abschnitt des Feuerbachs.

Zugegeben: Für die Vorstellung, dass hier in Zazenhausen zwischen Weiden und Blumenwiesen ein Paradies für Molche, Frösche und Fledermäuse entstehen soll, braucht man noch etwas Fantasie, denn bisher ähnelt der renaturierte Abschnitt des Feuerbachs noch einer Baustelle. Schöner wird er künftig allemal: Ein mäanderndes Bachbett hat die Betoneinfassung abgelöst. Eine natürliche Stützkonstruktion aus Steinen und Weiden schützt Bachbett und Böschung gegen den starken Wasserdruck bei Hochwasser. Daneben verläuft eine Flutmulde, die ebenfalls als Hochwasserschutz dient. Die Industrieabwässer werden einige Meter entfernt in einem Rohr abgeleitet.

Mit dem sechsten, 220 Meter langen Bauabschnitt wurde die jahrzehntelange Renaturierung von insgesamt 1,2 Kilometern zwischen Zuffenhausen und Mühlhausen abgeschlossen. Was vor allem in Zazenhausen nicht ganz ungefährlich war, denn unter dem alten Sportplatz lag teils hochexplosives Material: An »zwei scharfe Handgranaten und rostige Stahlhelme« erinnert sich Architekt Peter Geitz. Nicht zuletzt wegen der Bergung von Altlasten kostete allein der letzte Abschnitt rund 1,05 Millionen Euro. 216.000 Euro wurden über ein EU-Projekt für Gewässer- und Hochwasserschutz finanziert. 460.000 Euro stammen aus Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur an anderer Stelle, 85.000 Euro steuerte der Verband Region Stuttgart bei. Die Gesamtkosten für alle sechs Teilabschnitte beliefen sich auf 1,98 Millionen Euro. Baubürgermeister Matthias Hahn hält das für gut investiertes Geld: »Das Feuerbachtal ist ein Hotspot, was Naturschutz angeht: Hier leben viele schützenswerte Arten«, sagte Hahn und lobte die »verbesserte Erholungsqualität«.

Lob gab es auch vom Bürgerverein Zazenhausen, der sich seit Jahrzehnten für das Projekt stark macht und bereits ein weiteres Ziel anvisiert: Auch auf den nächsten anderthalb Kilometern bis zur Bachhalde wollen die Engagierten »ihren« Feuerbach aus seiner künstlichen Betonrinne befreien, die ihm in den 30er-Jahren der Reichsarbeitsdienst der Nationalsozialisten verpasst hatte. Eine Hoffnung, die Wolfgang Maier vom Amt für Stadtplanung erst einmal dämpft: »Wenn es klappt, wird es Jahre dauern«, so Maier. Die dafür benötigte Fläche sei noch im Besitz eines Landwirts. Derweil hoffen die Anwohnerinnen auf eine verbesserte Wasserqualität für den Bach, in dem schon seit Ende des 19. Jahrhunderts keine Fische mehr überleben konnten. Noch vor wenigen Jahrzehnten, erinnert sich Reinhold Weible, Erster Vorsitzender des Bürgervereins, »hatte der Feuerbach jede Stunde eine andere Farbe« — wegen der vielen durchgeleiteten Chemikalien. Nun wurde in Zazenhausen immerhin schon ein Entenpärchen gesichtet. Foto: Althof

Text & Foto Birgit Althof, aus Stuttgarter Stadtanzeiger, Ausgabe S-Zuffenhausen vom Mittwoch, 20. Juni 2012
www.stuttgarter-stadtanzeiger.de

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