Neue Anlage soll alte Lasten beseitigen

Zazenhausen. Im Dezember wird ein neuer Anlauf genommen, den Wenninger Steinbruch zu sanieren.

Fast drei Jahrzehnte ist es her, dass der letzte Sondermüll im Wenninger Steinbruch abgeladen wurde. Die Sünden der Vergangenheit sind freilich nach wie vor aktuell. Unter der Erde gibt es immer noch Giftstoffe, die das Grundwasser verunreinigen. Anfang Dezember wird nun ein neuer Anlauf genommen, um das Areal zu sanieren. Zwei Brunnen samt Pumpen und der dazugehörigen Technik sollen laut Natalie Cabitza vom Tiefbauamt in der Kalenderwoche 49 aufgestellt werden und dann auch gleich in Betrieb gehen. Einer der Brunnen reicht 20 Meter, der andere zwölfeinhalb Meter tief. Zusammen haben sie eine tägliche Förderrate von drei Kubikmetern, also 3000 Litern Wasser. Es ist vorgesehen, dass die Anlage fünf Jahre lang läuft und danach geprüft wird, wie sich die Wasserqualität verändert hat. Bei den Schadstoffen im Deponiewasser handelt es sich vor allem um polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und um Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW), auch Blei ist noch vorhanden. Gereinigt wird das Sickerwasser der Deponie durch zwei in Reihe geschaltete Wasseraktivkohlefilter. Nachdem das Wasser die Prozedur durchlaufen hat, soll es sämtliche Einleitungsgrenzwerte einhalten und kann ins Kanalnetz fließen. Trinkwasserqualität hat es allerdings nicht.

Das Thema Wenninger Steinbruch beschäftigt die Zuffenhäuser schon seit Jahrzehnten. Von 1967 bis 1982 waren auf dem Grundstück an der Blankensteinstraße insgesamt 22.000 Kubikmeter Sondermüll geagert worden. Nachdem die Deponie geschlossen wurde, ist sie ausgepresst und abgedichtet worden. Bald war klar, dass nach wie vor Schadstoffe austreten. Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Probebohrungen und Untersuchungen. Im Sommer 2008 ist festgestellt worden, dass es noch Sanierungsbedarf gibt. Daraufhin sind Pumpen aufgestellt worden. Die haben allerdings nicht tief genug gereicht und waren auch öfters defekt.

Anfang 2010 hatte Hermann Kirchholtes vom Amt für Umweltschutz im Zuffenhäuser Bezirksbeirat das Sanierungskonzept vorgestellt, mit dem nun im Dezember begonnen wird. Dass es erst jetzt umgesetzt wird, liegt laut Natalie Cabitza nicht daran, dass es Verzögerungen im Zeitplan gegeben hätte. Vielmehr wären im Vorfeld diverse Erkundungen, Erhebungen und Anfragen bei der Naturschutzbehörde nötig gewesen. An den errechneten Kosten habe sich seit vergangenem Jahr nichts geändert. Für die fünf Jahre Pumpenbetrieb fallen insgesamt rund 160.000 Euro an.

Dass die Pumpenlösung der Weisheit letzter Schluss ist, wurde im Zuffenhäuser Bezirksbeirat immer in Frage gestellt. Die Lokalpolitiker haben stets gefordert, die Deponie auszubaggern. Das würde allerdings fast 12 Millionen Euro kosten. Zudem, so die Argumentation des Umweltamtes, wäre selbst damit das Problem nicht zu 100 Prozent gelöst. Einige Schadstoffe haben das Steinbruchareal nämlich durch das Grundwasser verlassen und bilden so genannte Sekundärpools. Diese, davon geht man zumindest aus, werden im Laufe der Zeit durch natürliche Prozesse abgebaut.


Anfang Dezember sollen am Wenninger Steinbruch zwei Pumpen und eine
Reinigungsanlage aufgestellt und in Betrieb genommen werden. Foto: Bürgerverein Zazenhausen e.V.

Von Bernd Zeyer, Stuttgarter Nachrichten vom 18.11.2011
www.stuttgarter-nachrichten.de

 [ zur Homepage ] [ Schließen ]