„Naturschutz wichtiger als Betriebsergebnis"

Freiberg. Bezirksbeiräte aus Zuffenhausen und Mühlhausen sind im Eschbachwald unterwegs gewesen.

Im Wald, so heißt es in einem alten Volkslied, da sind die Räuber. Das mag früher durchaus auch so gewesen sein. Was die aktuelle Population der Stuttgarter Wälder angeht, finden sich dort freilich weitaus friedlichere Nutzer. „In Stuttgart hat der Wald eine wichtige Funktion als Erholungsgebiet", erklärte Hagen Dilling, stellvertretender Abteilungsleiter beim Forstamt, am Dienstagmittag den Bezirksbeiräten aus Zuffenhausen und Mühlhausen. Die hatten sich im Rahmen einer Bezirksbeiratssitzung auf den Weg gemacht, um den Eschbachwald zu begehen.

Rund 4300 Hektar Waldfläche gibt es in Stuttgart. 2500 Hektar sind Stadtwald, der Rest gehört dem Staat. Grundsätzlich, so erklärte Dilling, gelte es, bei der Bewirtschaftung einen vernünftigen Kompromiss zu finden. Einerseits müsse der Naturschutz zu seinem Recht kommen, andererseits soll natürlich durch den Holzverkauf auch ein gewisser Ertrag erwirtschaftet werden. 50 Prozent der Ausgaben für den Wald werden in Stuttgart durch Erlöse aus dem Holzverkauf gedeckt. Das ist laut Dilling im bundesweiten Vergleich relativ wenig. „Daran kann man erkennen, dass hier der Erholungsfunktion des Waldes und der Naturschutz wichtiger sind als das Betriebsergebnis", sagte er. Für den Eschbachwald trifft das in besonderem Maße zu, weil er als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Alle zehn Jahre wird eine Inventur gemacht, auf deren Basis dann die entsprechenden Maßnahmen für den nächsten Zeitabschnitt festgelegt werden.

Was die Holzqualität angeht, gibt es sehr starke Unterschiede. Für einen Kubikmeter Eichenholz in bestem Zustand zahlen die Käufer mehr als 400 Euro, um daraus beispielsweise Möbel zu produzieren. Nur 30 Euro hingegen bekommt die Stadt für so genanntes Industrieholz, aus dem unter anderem Papier gemacht wird. Nicht immer werden Bäume gefällt, um sie zu verkaufen. Kranke Gewächse fallen ebenso der Säge zum Opfer wie Bäume, die die Sicherheit von Spaziergängern gefährden. Auch der jüngere Bestand wird regelmäßig durchforstet und gepflegt. Stehen die Stämme zu dicht beieinander kann es passieren, dass die Kronen unter dem unzureichenden Platz leiden und Schaden nehmen. Auch hier müssen die Förster deshalb eingreifen. Sturmschäden, das berichtete Revierförster Dieter Hagenmüller, dass der Eschbachwald von Sturmschäden in der Vergangenheit relativ verschont geblieben sei. Davon seien vor allem Fichtengehölze betroffen, Laubmischwälder hingegen weniger. Mehr Sorgen machen dem Förster Eichenprachtkäfer. Bei starkem Befall kann durch die querverlaufenden Larvengänge der Saftstrom der Bäume unterbrochen werden und Äste sterben ab.


Hagen Dilling erklärt den Bezirksbeiräten aus Zuffenhausen und Mühlhausen,
wie es um den Eschbachwald steht. Foto: Bernd Zeyer

Von Bernd Zeyer, Stuttgarter Nachrichten vom 24.04.2010
www.stuttgarter-nachrichten.de

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