Giftstoffe bleiben in alter Deponie

Bezirksbeirat für Aushub am ehemaligen Steinbruch Wenninger

(is) - Giftstoffe sickern von der Sondermülldeponie im ehemaligen Steinbruch Wenninger an der Blankensteinstraße in Zazenhausen in den Boden. Dem Zuffenhäuser Bezirksbeirat wurde in seiner jüngsten Sitzung eine Lösung unterbreitet. Die Beiräte lehnten den Vorschlag aber ab - er ist ihnen nicht nachhaltig genug. Trotzdem wird er umgesetzt.

„Der verseuchte Boden im ehemaligen Steinbruch ist eine Erblast bis ans Ende der Welt", ärgerte sich Dr. Hartmut Brauswetter (CDU). Was war passiert?

Zwischen den Jahren 1967 und 1982 wurde Sondermüll im zur Deponie umfunktionierten Steinbruch Wenninger gelagert. Etwa 22.000 Kubikmeter an Rückständen aus der Kanalreinigung, Asche aus der Müllverbrennung, Schlamm aus Sandfängen und Ölreste landeten in der Deponie im Feuerbachtal. Mit einer zehn Zentimeter dicken Schicht Spritzbeton wurden die Wände verkleidet, der Boden bestand aus einer etwa 50 Zentimeter dicken Lehmschicht. Damit wollte man verhindern, dass Giftstoffe in den Boden und somit in das Grundwasser eindringen.

Das jedoch blieb ohne Erfolg: Sickerwasser gelangte in die Deponie und nahm Giftstoffe in sich auf. Diese Brühe spülte es nach unten zur Sohle, wo sie durch die Lehmschicht floss.

Mitte der 80er Jahre wurde die Deponie dann mit Vlies und einem Mineralstoffgemisch abgedeckt. Das Giftwasser sollte aus der schlammigen Deponie heraus und in Drainagen gepresst werden. Doch auch das reichte für einer Sanierung nicht aus. Deshalb wurden im Jahr 2002 Probebohrungen veranlasst, um den Grad der Verschmutzung zu ermitteln. Seitdem pumpen eingerichtete Grundwassermessstellen das Wasser ab, säubern es und leiten die Schadstoffe in die Kanalisation ab. Diese werden dann im Klärwerk Mühlhausen gereinigt.

Trotz alledem sickern die Giftstoffe weiter in den Boden. „In unmittelbarer Nähe der Deponie sind die toxischen Werte zweieinhalbfach so hoch wie erlaubt", erklärte Hermann J. Kirchholtes vom Amt für Umweltschutz den Bezirksbeiräten. Als Lösung hatte eine Bewertungskommission der baden-württembergischen Regierung vorgeschlagen, eine neue Pumpe und Reinigungsanlage zu installieren, diese vierteljährlich zu warten und zu kontrollieren sowie nach Proben zu bohren und diese zu analysieren. „Das kostet 60.000 Euro zuzüglich 110.000 Euro Betriebskosten für fünf Jahre", sagte Kirchholtes.

Die zweite Lösung, die in bis zu 40 Metern Tiefe verseuchte Erde auszuheben, würde laut Kirchholtes 11,7 Millionen Euro kosten. Weil auch Wände und Boden ausgehoben werden müssten, sei das angesichts der Kosten aber unverhältnismäßig. „Die dafür notwendigen Voraussetzungen, nämlich eine Gefährdung der Menschen und eine vielfache Überschreitung der Grenzwerte, sind nicht gegeben", erklärte Kirchholtes. Deshalb ziehe die Kommission die Sanierung der bestehenden Reinigungsanlage vor. Darüber hinaus würden sich die Schadstoffe in der ehemaligen Deponie in Zazenhausen auf natürlichem Wege abbauen.

Die Bezirksbeiräte wollten sich damit nicht zufrieden geben. „Wir haben einen Aushub im Bezirksbeirat bereits im Jahr 1983 besprochen. Damals hätte das eine Million Mark gekostet", sagte Uwe Mammel (SPD). Hätte man in dieser Zeit die verseuchte Erde abgetragen, dann hätte man heute keine Probleme mehr. „Das ist kein Konzept, sondern eine Täuschung, eine Scheinlösung", schloss sich Hans-Georg Kerler der Kritik an. „Seit Jahrzehnten wird in der Deponie gemessen und festgestellt, dass die Giftstoffe gewandert sind", ärgerte sich Wolfgang Machauer (CDU). Eine Diskussion sei überflüssig - die einzige Lösung sei der Aushub.


Giftstoffe sickern im ehemaligen Steinbruch Wenninger in den Boden.
Zuffenhausens Bezirksbeiräte fordern einen Aushub. Foto: Privat (Archiv)

Aus "Grüne Woche", Seite Lokales vom Mittwoch, 03. März 2010
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