Die Sünden der Väter sollen endlich der Vergangenheit angehören

Zuffenhausen. Die Bezirksbeiräte sind mit dem Sanierungskonzept für den Wenninger Steinbruch nicht einverstanden.

"Die Sünden der Väter machen traurig", sagte Hartmut Brauswetter in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung, als das Thema Wenninger Steinbruch zur Sprache kam. Traurig macht den Sprecher der CDU-Fraktion wie seine Kollegen der anderen Fraktionen das Sanierungskonzept für die ehemalige Sondermülldeponie. Das, so hatte Hermann Kirchholtes vorn Amt für Umweltschutz berichtet, setzt nicht auf einen Aushub, sondern auf die „Optimierung der bestehenden Sanierungseinrichtungen". Mit anderen Worten: Es sollen stärkere und tiefer hinabreichende Pumpen aufgestellt werden. Pumpen gibt es schon jetzt, sie sind aber defekt und reichen nicht tief genug.

Wirksamkeit und Preis, das sind laut Kirchholtes die Vorteile der vorgesehenen Sanierungsvariante. Wie teuer das Verfahren ist, hängt vom Zeitraum ab. Fünf Jahre lang abzupumpen kostet 160.000 Euro, 25 Jahre kostet 400.000 Euro. Geplant sind vier Pumpen, drei davon sind 10 Meter tief, eine 20 Meter. Nach fünf Jahren soll geprüft werden, wie wirksam die Sanierung war. Die Bezirksbeiräte möchten allerdings lieber eine Komplettlösung; sie fordern den Aushub der Deponie. Das würde 11,7 Millionen Euro kosten. Zudem, so Kirchholtes, wäre das Problem damit nicht zu 100 Prozent gelöst. Einige Schadstoffe haben das Steinbruchareal durch das Grundwasser verlassen und bilden so genannte Sekundärpools. Diese wiederum, so die Berechnung, sollen im Laufe der Zeit durch natürliche Prozesse abgebaut werden.

Das Thema Wenninger Steinbruch beschäftigt den Bezirksbeirat schon seit Jahrzehnten. Von 1967 bis 1982 waren auf dem Grundstück an der Blankensteinstraße insgesamt 22.000 Kubikmeter Sondermüll gelagert worden. Nachdem die Deponie geschlossen wurde, ist sie ausgepresst und abgedichtet worden. Bald war klar, dass nach wie vor Teeröle austreten. Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Probebohrungen und Untersuchungen. Im Sommer 2008 ist festgestellt worden, dass es noch Sanierungsbedarf gibt. Daraufhin ist das Konzept erarbeitet worden, welches Kirchholtes nun im Bezirksbeirat vorgestellt hat und das dort auf wenig Gegenliebe stieß.

„Das ist nur eine Scheinlösung", kritisierte SPD-Vertreter Hans-Georg Kerler und fragte: „Wenn nicht jetzt, wann dann?" Hätte man die Deponie in den 1980er Jahren ausgebaggert, wäre dies um ein Vielfaches billiger gewesen als heute. Zudem gäbe es keine Sekundärpools. Kirchholtes räumte ein, die Lösung sei „unbefriedigend", erklärte aber, dass es eine großräumige Gefährdung des Grundwassers ebenso wenig gebe wie eine Gefährdung der Bevölkerung. Die bewertungsrelevante Grenzwerte würden maximal um das Zweieinhalbfache überschritten. Weder Bezirksbeirat noch der Gemeinderat können das Sanierungskonzept direkt beeinflussen. Die Entscheidung liegt bei einer vom Land eingesetzten Bewertungskommission.


1982 wurde die Deponie geschlossen, nach wie vor belastet sie die Umwelt.
Foto: Bürgerverein Zazenhausen e.V.

Von Bernd Zeyer, Stuttgarter Nachrichten vom 27.02.2010
www.stuttgarter-nachrichten.de

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