Der Wust aus EU-Verordnungen, Richtlinien und Gesetzen, der in schöner Regelmäßigkeit über die Bürger hereinbricht, ist so gut wie undurchschaubar. Dass auch positive Akzente in Brüssel gesetzt werden, ist in der jüngsten Sitzung des Zuffenhäuser Bezirksbeirats mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen worden. Verantwortlich dafür ist REURIS. Dieser nahezu unaussprechliche Begriff ist die Abkürzung von „Revitalisation of Urban River Spaces". Dahinter verbirgt sich ein Programm der EU, an dem neben Deutschland noch Polen und Tschechien beteiligt sind. Kernpunkt ist die Wiederbelebung urbaner Flusslandschaften in Mitteleuropa - und dazu gehört auch der Feuerbach. Bei dem Projekt sollen nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche und standortspezifische Faktoren eine Rolle spielen.
Betroffen ist der Teil des Gewässers im Bereich des alten Sportplatzes. Das Betonbett des Baches wird entfernt, stattdessen bekommt er einen naturnahen Verlauf mit flachen Ufern und wird auf das ehemalige Sportplatz-Areal verlegt. Das Ziel soll laut Hermann Degen vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung ein „erlebbares Gewässer" sein. Auch der Hochwasserschutz profitiert davon. Der Spatenstich erfolgt im Sommer 2010, die Bauzeit beträgt rund ein Jahr. Bevor es losgeht, wird es von 3. bis 5. November eine Tagung im Bürgerhaus Rot geben, an die sich drei Workshops im Dezember, April und Juni anschließen. Befremden löste bei den Bezirksbeiräten aus, dass die Tagung in englischer Sprache abgehalten werden soll. Deshalb, so die einhellige Meinung, soll auf jeden Fall gedolmetscht werden.
Neben den 220.000 Euro von der EU werden noch 85.000 Euro vom Verband der Region Stuttgart in das Projekt fließen. Abgerundet wird die Finanzierung durch Ausgleichsmaßnahmen verschiedener Bauvorhaben. Von Vorteil ist, dass sich alle benötigten Flächen bereits im Eigentum der Stadt befinden. Problematisch hätte eine parallel verlaufende Gasleitung werden können. Sie ist mittlerweile aber verlegt worden. Die Projektdauer ist auf drei Jahre angelegt, bis Ende August 2011 muss alles über die Bühne gegangen sein. Im Bezirksbeirat denkt man schon einen Schritt weiter und wünscht sich, dass die Verwaltung Pläne für weitere Renaturierungsabschnitte ausarbeitet und die Stadt auch die entsprechenden Grundstücke erwirbt.
Noch
fließt der Feuerbach in einem Betonbett. Das soll sich bald ändern.