Neue Anlage soll Altlasten aus dem Wasser filtern

Zazenhausen. Seit 2002 wird im Wenninger Steinbruch Grundwasser saniert. Das Verfahren soll verbessert werden.

Etwa 25 Jahre ist es her, dass der letzte Sondermüll im Wenninger Steinbruch abgeladen wurde. Rückstände aus der Kanalreinigung, Aschen aus der Müllverbrennung sowie Schlämme aus Sandfängen, Ölabscheidern und Steinschleifereien wurden dort im Feuerbachtal von 1967 bis 1982 gesammelt. Zwar ist inzwischen viel Gras über die Deponie gewachsen. Doch unter der Erde ist der Sondermüll immer noch ein Problem. Mit Spritzbeton wurden die Grubenwände seinerzeit ausgekleidet. Dicht blieb diese Konstruktion nicht: Es gelangte Sickerwasser in die Deponie, das sich nach unten zur Sohle arbeitete und dort die ebenfalls nicht dichte Lehmschicht durchtrat. Dadurch sind Schadstoffe in das umliegende natürliche Gestein eingetreten - Schadstoffe, die auch das Grundwasser gefährden.

Mitte der 80er Jahre wurde die Deponie mit Vlies und einem Mineralstoffgemisch abgedeckt. Eine Auflast diente dazu, schadstoffhaltige Flüssigkeit aus der schlammigen Deponie heraus- und in Drainagen hineinzupressen. Doch das reichte zur Sanierung nicht aus. Deswegen wurden im Jahr 2002 Probebohrungen veranlasst, um das genaue Ausmaß der Verschmutzungen zu ermitteln (die Nord-Rundschau berichtete). Seitdem wurden weitere Grundwassermessstellen eingerichtet, zudem wird das Wasser abgepumpt und gereinigt. „Wir haben festgestellt, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen und eine Verbesserung notwendig ist", sagt Joachim von Zimmermann, Leiter des Amts für Umweltschutz. Deswegen soll die bestehende Sanierungsanlage im ersten Quartal 2010 erneuert und optimiert werden, unter anderem mit dem Einbau eines Filters. 60.000 Euro soll diese Investition kosten, der Betrieb würde sich auf 110.000 Euro belaufen - verteilt auf die nächsten fünf Jahre.

Für diese Anlage muss ein Container gebaut werden. Da dies ein Eingriff in das bestehende Naturschutzgebiet Unteres Feuerbachtal bedeutet, wurden auch die Naturschutzverbände vom Regierungspräsidium zu dieser Maßnahme gehört. Der Landesnaturschutzverband (LNV) ist nicht damit einverstanden: „Es ist wieder nur eine Symptombehandlung", sagt Annette Michl, Sprecherin des LNV-Arbeitskreises Stuttgart-Nord. In einer Pressemitteilung fordern die Umweltschützer die Stadt auf, den Wenninger Steinbruch „jetzt endlich richtig zu sanieren. Erst wenn die Giftstoffe aus dem Steinbruch entfernt werden, ergibt eine Grundwassersanierung Sinn". Deswegen befürwortet der LNV einen solchen Eingriff. „Auch wenn es ein zweischneidiges Schwert ist, denn in dem Steinbruch hat sich sehr viel Natur angesiedelt. Aber die Deponie ist einfach ein Fass ohne Boden", sagt Michl.

Tatsächlich wäre der Aushub ein großer Eingriff - und laut Werner Flad, dem stellvertretenden Leiter des Amtes für Umweltschutz, auch von geringem Nutzen, da die Giftstoffe sich eben nicht nur im Deponiekörper selbst, sondern eben auch in angrenzenden Gebieten befinden. „Wir hatten seit 2002 fünf Sitzungen der Altlastenbewertungskommission. Der Aushub war immer eine Option, aber kein Gutachter oder Behördenvertreter hat sich dafür ausgesprochen", sagt Flad. Davon abgesehen, würde der komplette Aushub auch etwa 12 Millionen Euro kosten. Vielmehr wolle man an dem bisherigen Vorgehen festhalten, und zwar solange, wie eine Verunreinigung vorhanden ist. „Die Überwachung würde auch danach fortgesetzt werden."


Im Wenninger Steinbruch erinnert von außen nichts mehr an die Deponie. Doch unter der
Erde schlummern immer noch Giftstoffe, die das Grundwasser verunreinigen. Foto: Butschek

Von Isabelle Butschek, Stuttgarter Nachrichten vom 01.10.2009
www.stuttgarter-nachrichten.de

 [ zur Homepage ] [ Schließen ]