„Wir wollen den bedeutendsten Bach Stuttgarts wieder erlebbar machen", betont Conrad Fink vom Amt für Umweltschutz. Mit 14,8 Kilometern ist der Feuerbach der längste Bach im Stuttgarter Stadtgebiet. Doch weil mehr als zwei Drittel seiner Fließstrecke verrohrt oder technisch verbaut sind, wissen die wenigsten Bürger von dem Bächlein. Diese Bezeichnung verdient das Fließgewässer dazu nur im Oberlauf des Bezirks Feuerbach. Denn vom Rotweg in Zuffenhausen bis zur Neckarmündung in Mühlhausen bewegt sich der Bach meist in einem kanalisierten Bett aus Stein und Beton. Ab 1933 sollte er das stark verschmutzte Abwasser der Industrie- und Wohngebiete möglichst rasch und ohne Kontakt mit dem Untergrund ableiten.
Doch ein Umdenken kommt zum Tragen: Seit Mitte der 80er Jahre wertet die Stadt Stuttgart einzelne Bachabschnitte auf und renaturiert das Bett, die Auen und schließlich auch das Wasser. In einer einzigartigen Zusammenarbeit dreier Ämter - dem Tiefbau-, dem Garten-, Friedhofs- und Forst- sowie dem Amt für Umweltschutz - wurde Schritt für Schritt die Rückführung in einen naturnahen Bach angegangen, dessen Ufer an Grünanlagen wieder betreten werden dürfen. Damit rücken das Gewässer und das Tal wieder mehr in das Bewusstsein der Bürger, denn beide werden als Erholungsort attraktiv.
„Doch der aufgewertete Bach wird so auch als Lebensraum für Tiere und Pflanzen attraktiv", betont Fink erfreut, der auch darüber froh ist, dass im Rahmen der Maßnahmen Biotopbestände erhalten und angelegt werden konnten. Gefällte Bäume wurden unter anderem durch spezielle Benjeshecken ersetzt. Und mit Wiesensamen vom oberen Feuerbachtal konnten bachabwärts naturnahe Wiesen ausgesät werden - mit Erfolg, denn dort blühen jetzt unter anderem Margeriten und Mohn, Wund- und Hornklee.
Bei der Begehung, der mehr als 30 Interessierte beiwohnten, konnte Fink Wasserschnecken und Köcherfliegenlarven aus dem Bach fischen. Außerdem wurden Gebirgs- und Bachstelzen, Mönchsgrasmücken und ein Eisvogel gesichtet, der sicherlich von den jungen Stichlingen im Wasser angelockt wurde.
Bereiche, die noch nicht renaturiert sind, bergen meist ein großes Problem: zu wenig Platz. So kann es sein, dass angrenzende Gärten umgesiedelt werden müssen, wie kürzlich auch bei einem großen Teil der Kleingärten der Gartenfreunde Zuffenhausen geschehen, wo nun der nächste Bauabschnitt geplant ist. „Es geht auf jeden Fall weiter", betont Fink, der die Bürger um Geduld bitten möchte.
Dass sich der ganze Aufwand lohnt, liegt auf der Hand, denn das kleine Gebiet um den Feuerbach birgt florale Kostbarkeiten. So wachsen im Haselwäldle und den angrenzenden Hangwäldern oberhalb des Feuerbachs gelbe Anemonen sowie Lärchensporn und auch den Scilla-Blaustern kann man dort finden. Außerdem haben zahlreiche Amphibienarten von der Renaturierung profitiert und erobern langsam die neu geschaffenen Lebensräume.
Aus "Grüne Woche", Seite Lokales vom Mittwoch,
28. Mai 2008
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