Die Bachbegehung bildete den Auftakt der Stuttgarter Umwelttage, deren Veranstaltungen sich in den kommenden Wochen mit Natur- und Artenschutz in der Stadt befassen. Zunächst vermittelte Conrad Fink vom Amt für Umweltschutz die Eckdaten: Der Feuerbach sei mit 14,8 Kilometern der längste Bach im Stadtgebiet; allerdings seien über zwei Drittel des Baches verdolt, seit er 1933 vom Reichsarbeitsdienst zum Abwasserkanal verbaut wurde. Seit 1984 bemühe man sich, die Betonrinne aufzubrechen und in ein natürliches Bachbett rückzuverwandeln.
Vom Kelterplatz führte der Weg vorbei am neu entstehenden Regenüberlaufbecken und dann links und rechts des Bachlaufs bis nach Zazenhausen hinüber. Dazwischen kam man an idyllischen Abschnitten vorbei, in denen die Natur langsam aber sicher ihren Raum zurückerobert. Die Landschaftsökologin Barbara Drescher vom beauftragen Planungsbüro erklärte hier das Zusammenspiel von Natur und Fachleuten, die idealerweise nur lenkend in die Renaturierung eingreifen, ansonsten den Dingen aber ihren Lauf lassen.
Entlang dem Feuerbach war man vielerorts erfolgreich: Mit ein bisschen Glück könne man sogar wieder einen Eisvogel beobachten, sagt Barbara Drescher. Conrad Fink nahm eine Wasserprobe und erklärte den Teilnehmern, wie ihre Bewohner Auskunft über die Qualität des Gewässers geben: Wasserschnecken, Eintagsfliegenlarven und Wasserasseln seien ein Zeichen dafür, dass der Bach relativ sauber sei. „Für den Feuerbach streben wird die Qualitätsstufe 2 an“, erklärte er. Allerdings kam man auch an Bereichen vorbei, in denen nach wie vor viel für den Gewässerschutz getan werden muss. Etwa unterhalb des bereits bestehenden Regenüberlaufbeckens am Zuffenhauser Friedhof: Dort hatten Regengüsse Toilettenpapier und Ähnliches aus dem überlasteten Abwasserkanal durchs Gitter in den Bach gespült. „17 Säcke voll haben wir das letzte Mal rausgeholt“, erzählte Walter Stelter. Er gehört zum Team des Sozialunternehmens Neue Arbeit, das zweimal wöchentlich den Abfall entlang dem Feuerbach aufliest. Was landet alles im Bach? „ Alles, bloß kein Geld!“
Geld wäre aber wichtig: Die Renaturierung würde teils über Gelder des Um-weltamtes finanziert, sagte Fink, aber auch über sogenannte Ausgleichs-mittel: Das seien Zahlungen, die Firmen leisten müssen, wenn ihre Baumaß-nahmen etwa in Naturschutzgebiete eingriffen. Eine Teilnehmerin zog daraus ihre Schlüsse: „Das bedeutet, dass irgendwo Natur zerstört wird, und dann wird hier was am Bach gemacht.“ Tatsächlich soll nun ein weiterer Abschnitt renaturiert werden, wie Sascha Barndt vom Tiefbauamt erläuterte: Auch bei Zazenhausen soll der Feuerbach aus dem Betonbett befreit und der Ufer-Au mehr Raum eingeräumt werden. Einige Kleingärten würden dazu geräumt und hangaufwärts verlegt. Bis der Bach idyllisch mäandert, ist es aber noch ein weiter Weg.
Zwei Drittel des Feuerbachs sind verdolt. Ziel ist, dem Gewässer
wieder ein natürliches Bachbett zu geben. Foto: Henry Vogt