Neuer Schnitt für den letzten Hohlweg

Arge Nord-Ost rückt dem Wildwuchs zu Leibe

Damit der Hohlweg in Mühlhausen als wertvolles Biotop erhalten bleibt und sich eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt entwickeln kann, muss er regelmäßig freigeschnitten werden. Am Samstag (Anm. 11.08.07) griffen die Mitglieder der Arge Nord-Ost deshalb wieder zu Sense, Heugabel und Astschere.

Noch ragen Brennnesseln, Kanadische Goldrute und andere schnell wuchernde Gewächse in den Hohlweg am Langen Feld zwischen Kornwestheim und Mühlhausen. Um den alten Weg zu entdecken, muss man deshalb etwas genauer hinsehen: „Hohlwege sind von kulturhistorischer Bedeutung, deshalb wollen wir den einzigen Hohlweg auf Stuttgarts Gemarkung natürlich erhalten", sagt Annette Michl von der Arge Nord-Ost.

Seit den frühen Anfängen der Landwirtschaft gibt es diese Wege. Sie entstanden durch die Fuhrwerke der Bauern, die den besonders weichen und steinlosen Lössboden immer tiefer drückten. Als die Landwirte in den 1950er Jahren auf Traktoren umstiegen, baute man daneben einen breiteren Weg auf festem Untergrund. Die Hohlwege wurden oft nur noch als Müllkippe benutzt.

So erging es auch dem Hohlweg auf dem Langen Feld beim Hofgut Sperling. Erst vor fünf Jahren ließ die Stadt Stuttgart den Schrott abtransportieren. Nun schneidet ihn die Arge Nord-Ost regelmäßig frei.

Doch das ist nicht das einzige Ziel. Der Hohlweg ist auch einwichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. „Wo intensive Landwirtschaft beitrieben wird, können zahlreiche Arten nicht existieren. Deshalb wollen wir hier ein Biotop schaffen", so Annette Michl. Seltene Pflanzen wie Wilder Majoran oder Zypressenwolfsmilch könnten sich nur dann ansiedeln, wenn der Lebensraum von Brennnesseln befreit ist. „Mit den raren Pflanzen kommen dann viele Insektenarten, die wiederum Vögel und andere Tiere ins Hohlweg-Biotop locken", hofft Michl.

Bewegung an der frischen Luft eine sinnvolle Sache

Acht freiwillige Helfer arbeiten mit Sense, Heugabel und Astschere an dem 300 Meter langen und bis zu vier Meter tiefen Weg. Auch Jörg Faber ist bei der Arbeit und rupft an einem Büschel Unkraut. Der Rentner engagiert sich gern für den Naturschutz. „Hier konnte doch nichts mehr wachsen. Mir ist es wichtig, einen Lebensraum für Flora und Fauna zu schaffen", sagt der 72-Jährige.

Dem 14-jährigen Max macht die Arbeit mit dem elektrischen Rasenschneider sichtlich Spaß, und Katharina Allgaier, 63 Jahre, sieht es so: „Bewegung an der frischen Luft ist immer gut. Umso besser, wenn man dabei etwas Sinnvolles tut."


Weg mit dem Wildwuchs, Luft und Licht für den Artenreichtum:
Natruschützer legen Hohlweg frei. Foto: Thomas Hörner

Von Sabrina Schuler
Stuttgarter Nachrichten vom 13.08.2007
www.stuttgarter-nachrichten.de

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