Nicht nur für die Natur

Durch Wegrandstreifen zusammenwachsen

(jb) - Auch wenn es auf den Feldern grünt und blüht, so sieht ein naturnaher Lebensraum für Pflanzen, Insekten, Vögel und Säugetiere anders aus, als er in einer intensiven Landwirtschaft eigentlich möglich ist. Der Biotopverbund Mühlhausen und die Biotopvernetzung Zuffenhausen/Zazenhausen zeigten am vergangenen Freitag auf, wie sie kleine Oasen schaffen und wie diese von Fauna und Flora angenommen werden.

Das erste Problemgebiet das die Arbeitskreise Biotopverbund Mühlhausen und Biotopvernetzung Zuffenhausen/Zazenhausen bei ihrer Begehung am vergangenen Freitag unter die Lupe nahmen, war das Haselwäldle unterhalb zahlreicher Gartengrundstücke im Stadtteil Freiberg. Immer wieder werden dort Gartenabfälle, Strauch- und Baumschnitt abgelagert. Die so eingebrachten Nährstoffe und eine umgebungsfremde Flora stören das ökologische Gleichgewicht und durchkreuzen die Pläne der Naturschützer, aus dem Haselwäldle einen naturnahen Hangwald entstehen zu lassen.

Nur wenige Meter bergabwärts schlängelt sich entlang des Feuerbachtals ein Pilotprojekt, auf das Inge Maas, freiberufliche Landschaftsplanerin, sichtlich stolz ist. Denn dort reichen die Mais- und Getreidefelder nicht bis an den asphaltierten Weg. Ein großzügiger Grünlandstreifen aus einem Meter Mulchrasen und zwei Metern Mähwiese bietet Lebensraum für Wiesenblumen und Ackerwildkräuter sowie Schutz und Deckung für Rebhuhn und Feldhase. Außerdem zieht er Insekten an und ist Nahrungsquelle für Vögel - selbst im Winter. Diese Wegrandstreifen gibt es auch am Bisachgraben sowie am Römerhof, weitere sollen folgen.

Ein gewichtiger Schwerpunkt der Arbeitskreise ist der Wegerückbau und die Anlage einer neuen Hecke im Verbund mit Hecken und Rainen zwischen den Feldern im Feuerbachtal. Sie dienen als Lebensraum sowie Brutplatz zahlreicher Vögel: Ein besonders wertvolles, mageres Gebiet ist dabei der Trockenrasen im Kreuzrain, der die Strukturen ergänzt und sogar Heimat für ein brütendes Neuntöter-Paar geworden ist.

Im Bereich der Blankensteinstraße steht dagegen der Amphibienschutz im Vordergrund. Denn wenn Kröten. Frösche und Co. auf Wanderschaft gehen, sind es auch wieder die Mitarbeiter um Conrad Fink vom Amt für Umweltschutz, die sich auf den Weg machen, um die Tiere vor dem Tod auf der Straße zu bewahren.

Auf landwirtschaftlichen Still-Legungsflächen entstanden vereinzelte Brachen, die mit Spezialmischung aus heimischen Wildblumen und Kulturpflanzen wie Sonnenblumen, Futtermalve, Kresse und Buchweizen einen gedeckten Tisch nicht nur für Rebhühner bieten.

Dass die Natur am Weidenbrunnen in Ordnung ist, zeigt sich daran, dass man dort den Waldkautz findet. In den Streuobstwiesen findet der Vogel, der sich eigentlich nur selten in der Feldflur aufhält, die idealen Lebensbedingungen. In der naturnahen Umgebung konnten in diesem Jahr fünf Jungtiere beringt werden. Gleich nebenan steht eine von sieben Schwarzpappeln, die es in ganz Stuttgart überhaupt noch gibt.

Graureiher und Ringeltauben begleiteten die Interessierten, die entlang des Gewanns Wanne beim Viesenhäuser Hof zum letzten Projekt im Mussenbachtal wanderten. Dort sorgt ein breiter Gewässerrandstreifen entlang des Mussenbachs dafür, dass keine Düngemittel in das Wasser gespült werden. Schottische Hochlandrinder übernehmen in einem sicher eingezäunten Bereich die Landschaftspflege und verhindern die Verbuschurig des Geländes.


Nur wer mit offenen Augen über die Felder wandelt, entdeckt kleine
natürliche Oasen zwischen Mais, Weizen und Zuckerrüben.

Aus "Zuffenhäuser Woche", Seite Lokales vom Mittwoch, 25. Juli 2007
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