Natur ohne Grenzen

Die „Biotopverbundplanung" in Stuttgart

(ms) - Dass Natur und Landschaft zu schützen sind, fordert schon das Bundesnaturschutzgesetz: In der Landeshauptstadt gibt es zahlreiche Ehrenamtliche, die sich für Schutz und Erhalt der Landschaft engagieren. Doch was steckt eigentlich hinter dem „Wortungetüm" Biotopverbundplanung?

Isolierte Wäldchen oder Nistplätze für Vögel vor Umweltverschmutzung oder Überbauung zu bewahren reicht nicht aus, wenn man Tier- und Pflanzenwelt wirklich nachhaltig helfen will: Die Erhaltung von einzelnen Lebensräumen reicht zum Überleben gefährdeter Arten nicht aus. Die Wechselbeziehungen sind einfach zu groß oder, wie es Renate Kübler vom Amt für Umweltschutz ausdrückt: „Natur kennt keine Grenzen". So besiedeln viele Tierarten im Lauf ihrer Entwicklung teilweise entfernt voneinander liegende Lebensräume: Zugvögel brauchen Brut- aber auch Rast- und Überwinterungsgebiete, Amphibien einen Lebensraum an Land und ein Laichgebiet im Wasser. Nur wenn diese Teilräume miteinander verknüpft sind, können die Tiere sie alle erreichen - das gilt besonders für die flugunfähigen Arten. Aber auch Vögel, Fledermäuse und zahlreiche Insekten benötigen zumindest „Trittsteine" auf ihren Wanderungswegen.

Auch für viele Pflanzenarten reichen isolierte Flächen nicht zum Überleben aus: Der Artenbestand schrumpft bei zu kleinen Flächen einfach auf zu wenige Individuen zusammen: Das gefährdet den weiteren Bestand.

Funktionieren kann die Biotopvernetzung nur, wenn Kemflächen mit ausreichender Größe vorhanden sind. Von dort aus können sich dann Tier- und Pflanzenarten ausbreiten oder Populationen wieder stabilisieren. Ansatz der Planungen ist also der Schutz dieser Kernflächen. Die Situation in Stuttgart ist eine andere, als in vielen deutschen Großstädten: Mit den zahlreichen Wäldern bestehen hier Ausbreitungszentren etwa für viele Gehölzbiotope, die bis weit in ihre Umgebung hineinwirken . Typische Waldpflanzen, wie Farne, Hexenkraut oder Waldflattergras, finden sich in Gärten im Siedlungsbereich oder sogar in engen Hinterhöfen der Stadt. Viele naturnahe Biotope in Stuttgart sind jedoch durch fortschreitende Zerschneidung zu klein, als dass Restpopulationen empfindlicher Arten, auf Dauer überleben können.

Diese einzelnen Biotope sollen unter Federführung des Amtes für Umweltschutz durch lineare Strukturen vernetzt werden. Erst durch ein zusammenhängendes Netz dieser einzelnen Biotope über trennende Barrieren wie Straßen und Kanäle hinweg, ist ein gewisser Artenaustausch wieder möglich und der Fortbestand vieler gefährdeter Populationen möglich.

Entscheidend für den Erfolg des Stuttgarter Ansatzes ist das Engagement und die Koordinierung zahlreicher Einzel- und Gruppenaktivitäten von ehrenamtlichen Naturschützern (siehe nebenstehender Bericht "Gemeinsamer Raum").

Weiterführende Informationen zu dem Thema bietet die umfangreiche Broschüre „Biotopverbundplanung in Stuttgart", die gegen eine Schutzgebühr beim Amt für Umweltschutz, Gaisburgstraße 4, 70192 Stuttgart, zu bekommen ist.

Aus "Zuffenhäuser Woche", Seite Lokales vom Mittwoch, 28. März 2007
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