Exakt vier Jahrzehnte ist es her, dass die Stadt auf dem Gelände des Wenninger Steinbruchs eine Sondermülldeponie in Betrieb nahm. Die wurde bereits 1982 geschlossen, sorgte in der Vergangenheit aber immer wieder für Gesprächsstoff. Da die Deponie 1985 nur relativ halbherzig saniert worden war, wurden immer wieder Verunreinigungen des Grundwassers festgestellt. Seinerzeit war versucht worden, den Ölschlamm durch eine Auflage von zehn Metern Erdreich auszupressen. Auf diese Weise erhoffte man sich, das Areal im Laufe der Zeit sozusagen trocken legen zu können. Erst 1999 begann eine systematische Altlastenbearbeitung, rasch wurde klar, dass es Handlungsbedarf für eine Detailuntersuchung gibt. Mit dieser wurde 2001 begonnen, eigentlich hätte sie bereits 2004 abgeschlossen werden sollen. Dass die Untersuchung sich bis Ende 2006 hinzog, so erklärte Hermann Kirchholtes vom Amt für Umweltschutz den Zuffenhäuser Bezirksbeiräten am Dienstag, habe an der Finanzierung durch den Altlastenfonds des Landes gelegen. Die Gesamtkosten in Höhe von 250.000 Euro seien nur stufenweise zur Verfügung gestellt worden.
„Die Zustände dort sind nicht ganz trivial", umschrieb Kirchholtes die aktuelle Situation im Bereich der ehemaligen Deponie. Bei den insgesamt 15 Probebohrungen seien nach wie vor diverse Schadstoffkonzentrationen festgestellt worden. Vor allem, der Anteil von Kohlenwasserstoffen, Benzolen, Teerölen und Ammonium liege zum Teil bis ums Zehnfache über den Prüfwertender Bundesbodenschutzverordnung. „Das Grundwasser ist beeinträchtigt, Sanierungsbedarf besteht", erklärte der Mann vom Umweltamt.
Dass Bedarf besteht, bedeutet nicht automatisch, dass es auch tatsächlich eine Sanierung geben wird. In diesem Zusammenhang sprach Kirchholtes die Verhältnismäßigkeit der Mittel an. Eine Totalsanierung käme seinen Schätzungen nach auf fünf bis zehn Millionen Euro, eine weitere Überwachung der Werte hingegen würde jährlich zirka 5.000 Euro kosten. Bevor weitere Schritte eingeleitet werden, erfolgt deshalb zunächst eine Sanierungsuntersuchung. In deren Rahmen wird geklärt, ob und wie auf dem Gelände in Zukunft verfahren wird. Entschieden wird dies letztendlich von einer Bewertungskommission, die sich aus Mitarbeitern der Wasser- und Bodenschutzbehörde, des Stuttgarter Regierungspräsidiums und dem Landesamt für Umwelt, Messungen und Naturschutz zusammensetzt. Wann diese Untersuchung beginnt, ist einmal mehr von den Geldern aus dem Altlastenfonds abhängig.
Langfristig, so Kirchholtes, sei auch ohne direkte Maßnahmen mit einem Rückgang der Schadstoffkonzentration zu rechnen. Dies könne freilich ziemlich lange dauern: „Einen vollständigen Abbau werden wir alle nicht mehr erleben."
Unter der Oberfläche des Steinbruchs Wenninger
schlummern vor allem
Rückstände von altem Ölschlamm.
Foto: Bürgerverein Zazenhausen e.V.
Von Bernd Zeyer
Stuttgarter Nachrichten vom 22.03.2007
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