Bedrohte Tiere und Pflanzen schützen

Hätte jemand Reinhold Weible früher einmal gesagt, dass er sich blutige Arme zum Schutz von Schlehenhecken holen würde, hätte er sicher abgewunken. „Wir sind alle keine berufsmäßigen Naturfreunde", sagt der Erste Vorsitzende des Bürgervereins Zazenhausen. Ein Biotop war für die Vereinsmitglieder ein Teich, in dem es quakt - aber nichts, das direkt vor der Haustür lag. Doch dann guckte sich das Amt für Umweltschutz als Ausgleichsflächen für bebaute Gebiete die Felder nördlich von Zazenhausen aus.

Drei Jahre später steht Reinhold Weible stolz in einem von drei Trockenbiotopen, die der Bürgerverein ehrenamtlich pflegt. „Hier sind früher Weinberge gewesen", sagt Weible und zeigt auf eine alte Mauer aus Muschelkalksteinen. Noch vor drei Jahren war die Mauer unter Brombeeren, Holunder, Brennnesseln, Bauschutt und Müll versteckt. Mitglieder des Bürgervereins griffen zu Astschere und Schubkarren und legten unter Anleitung des Umweltamtes los. „Wir haben in der Mauer einen alten Unterstand entdeckt, der früher von Bauern und Wanderern bei Unwettern genutzt wurde", sagt Webmaster Henry Vogt. Der IT-Spezialist pflegt die Internetseite der Biotopprojekte. Denn nicht nur für praktische Arbeiten, auch für die Öffentlichkeitsarbeit der städtischen Biotopverbundplanung ist der Bürgerverein zuständig.

Viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten haben ihren natürlichen Lebensraum wieder zurückgewonnen. Die Trockenmauern locken etwa Eidechsen, Goldammer und Wilden Majoran, in den Wildblumenstreifen zwischen den Äckern hoppeln Feldhasen und scharrt der größte Bestand an Rebhühnern von ganz Süddeutschland. Dieses Idyll zu erhalten, sei harte Arbeit, sagt Reinhold Weible. Von 200 Mitgliedern des Vereins helfen zehn bis 15 aktiv mit, indem sie dreimal im Jahr schneiden und mähen. Im Oktober ist an verschiedenen Stellen des drei Hektar großen Gebietes das Brombeergestrüpp fällig. Und dann sind sicher wieder Pflaster gefragt. (ika)

( Foto Horst Rudel )
www.bv-zazenhausen.de

Von Annik Aicher,
Stuttgarter Zeitung vom 18.09.2006
www.stuttgarter-zeitung.de

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